Mann über Bord (MOB)

(rev. 21.05.2020)

Das Horror-Szenario seegängiger Schiffe „MOB“

Der Kapitän fragt den neuen Matrosen:
„Sie wollen anheuern? Können Sie den überhaupt schwimmen?“

„Nein, aber in 23 Sprachen um Hilfe rufen.“
In diesem Beitrag sollen nicht die umstrittenen Segelmanöver eines „MOB“ (Mann über Bord) erläutert, sondern auf das Horror-Szenario als solches eingegangen werden.
Spätestens seit Erscheinen von Robert Louis Stevensons Roman «Die Schatzinsel», in dem Vizekapitän Arrows auf hoher See nächtlich von Bord der «Hispaniola» verschwindet, halten sich ähnliche Zwischen-fälle hartnäckig in den Schlag-zeilen (siehe dazu Spoiler „Schlagzeilen über POB“).
Sogenannte Segelunfälle, bei denen jemand angeblich von einer großen Welle weggespült wird, sind ein effizientes Mittel, um ungeliebte Ehefrauen, natürlich auch Ehemänner, aufdringliche Rivalen oder aufsässige Gläubiger auf elegante Weise loszuwerden (siehe Link zu Adria-Seeunfall). Dies hat unweigerlich auch bei modernen Kreuzfahrten Einzug gehalten wo Seeunfälle weniger auf Witterungseinflüsse zurück zu führen sind. Fachleute emp-fehlen, reisen so zu buchen, dass sicherheitshalber abgelegene und vorzugsweise haifischreiche Gewässer auf der Cruise ange-steuert werden.

Die HMS Hispagnola

Nun kommt es hin und wieder auch vor, dass jemand unbe-absichtigt über Bord geht, sei
es, weil er tat-sächlich von hoher See überrascht wird, sei es, weil er im Gedenken an Admiral Nelson dem Rum zu stark zugesprochen hat. In einem solchen Fall gelangt dann das soge-nannte «Mann über Bord»-Manöver zur Ausführung. Im Zeichen seglerischer Emanzipation der Frauen und in Einhaltung der „Political Correctness“ möchte Blue Whale auf den ersten Spoiler „WAS IST EIGENTLICH POB“ hinweisen.

1 Was ist eigentlich POB?
Die Modernisierung hat uns auch in der Seefahrt allgegen-wärtig. Die Seefahrtsbibel „Seemanschaft“, welche aus einer über tausendjährigen Tradition geschnitzt wurde, musste mit dem „Yacht-Knigge“ für „Verhaltensgestörte“ Schiffer-Egozentriker ergänzt werden. So war absehbar, dass infolge des Gender-Mainstreaming auch vor dem eingebürgerten Warnruf “Mann über Bord“ (MOB) nicht halt gemacht werden würde. Seit Urzeiten Bestandteil der traditionellen Seefahrt musste dieser Ausruf in „Person über Bord“ (POB) umbenannt werden. Welch ein Graus für Salzbuckel und Seebären! Pardon, auch diese Titel bedürfen zum Leidwesen ihrer Adressaten der Überarbeitung.  Unschwer zu erkennen, dass die retuschierte Bildbeilage unseres Patrons der Meere „Neptun“, im Gender-Look etwas lächerlich wirkt. Diese geschändete Karikatur-Darstellung „übermannte“ Blue Whale mit einem Anfall von Seekrankheit.
Für die seglerische Laien unter den Lesern: Das Kunststück des POB-Manövers besteht darin, Wind und Geschwindigkeit des Segelbootes so genau einzuschätzen, dass das Rettungsschiff tatsächlich unmittelbar neben dem im Wasser Schwimmenden anhält. Es darf nicht in voller Fahrt am Verunglückten vorbeirauschen und auch nicht zehn Meter vor ihm, im Gegenwind stehen bleiben, oder Gott behüte, überfahren werden. Eine Handbremse gehört nicht zum Rüstzeug einer Jacht. Die Bergung nötigt zur Eile, denn die fatale Auskühlungsgefahr des über Bord gegangenen ist der Leitwert eines MOB-Manövers; Deadline sind gleich viele Minuten, wie die Wassertemperatur in Grad jeweils ist! Regeln ohne Ausnahme gibt’s nicht, folglich der nächste Spoiler „SCHLAGZEILEN ZU POB“.
2 Schlagzeilen über POB resp. MOB
Ein Ehepaar auf hoher See in ihrer Yacht. Sturm. Sie fällt über Bord und schreit „Mausi, den Ring, Mausi, den Ring!! Er wirft ihr seinen Ehering nach und sagt:“ Stimmt, den brauch ich auch nicht mehr…“ Jedes Jahr verschwinden bis zu 20 Menschen auf Kreuzfahrt-schiffen, nicht nur durch Unfälle. Die Reeder erklären zwar, dass ein Teil der Vermisstenfälle auf Suizide zurückzuführen sei. In den anderen Fällen sei das Resultat unglücklicher Unfälle, oft als Folge von Alkoholmissbrauch. Besorgniserregend ist jedoch, dass es in rund 30 Prozent aller Fälle keinen Anhaltspunkt gibt, was mit den Passagieren geschehen sein könnte. So der letzte „prominente“ Fall des D. Küblböck, der im Jahr 2018, während einer Kreuzfahrt über Bord ging. Seit dem fehlt jede Spur von ihm. Vermutlich kein Gewaltopfer eines Abhorrers.
Ein Strafrechtler geht sogar so weit, das Kreuzfahrtgeschäft als „ein Eldorado für Mordgetriebene“ zu beschreiben. Nachstehend drei MOB-Ereignisse, die einen glücklichen Ausgang nahmen und dieser These entgegnen;

Person geht über Bord und überlebt fast 24 h im Meer vor Kuba (01. Juli 2018 Nau.ch)
Grosses Glück für einen Mann in der karibischen See vor Kuba. Der 33-Jährige Matrose des Kreuzfahrtschiffes „Norwegian Getaway“ wurde über 30 Kilometer vor der Küste nach auf-wendiger Suche gefunden.

Britin überlebt nach Sturz von Kreuzfahrt-schiff zehn Stunden in der Adria (20.08.2018 dx.com)
Singen und Yoga-Fitness haben der Frau laut eigenen Angaben das Leben gerettet, nachdem sie von Bord gegangen war. Ein Schiff der kroatischen Kriegsmarine konnte die Frau schließlich unversehrt bergen.

42-Jähriger wird aus See geholt und entert Boot des Retters (23. Juli 2019 Tagesanzeiger.ch)
Nachdem ein Mann aus dem Zürichsee gerettet worden war, stieß er seinen Helfer von dessen Schiff und fuhr davon. Dann prallte er in andere Boote. Auch der verdutzte Bootseigner konnte schlussendlich gerettet werden.

Blue Whale hat sich mit dieser Thematik schon mal auseinandergesetzt und zwar im Bericht; „Überleben dank Jeans“! Mit Mausklick öffnet sich der Bericht.

3 Einhandsegler & MOB
Praktisch alle MOB Szenarien decken Varianten von Cruising mit Crew’s ab, seien diese Kreuzfahrer oder Yachten. Selbst bei einer großen Crew sind die Chancen, wieder lebend an Bord zu kommen, minimal. Die Solosegler kommen da etwas kurz, verständlich, das beim „Gau-Happening“ mit tödlicher Sicherheit „Game Over“ sein wird. Ausnahme, du bist auf einem Teich unterwegs resp. du bist wegen einem Ausweich Manöver auf einem überfüllten Seegebiet über Bord gegangen. Wenn der „worst case“ den Solosegler doch ereilen soll, sind die Möglichkeiten und Hilfsmittel sehr bescheiden.
Dazu ein paar Tipps;

  • Das Cockpit auf offener See nicht verlassen.
  • Life-Leine tragen
  • achteraus schwimmende Leine installieren, natürlich nur bei geringer Bootsgeschwindigkeit tauglich.
  • Autopilot mit körpergetragener Fernsteuerung gekoppelt, sofern vorhanden, d.h. das Ruder wird quer gelegt resp. „Schuss in den Wind“ erfolgt bei abbrechen des Funkkontaktes.
  • PLB-Gerät (Personal Location Beacon) am Körper tragen, erleichtert die Ortung resp. Bergung

Die Schwimmweste ist umstritten seit die Seglerikone Eric Tabarly erklärte; „Ich trage keine Weste weil ich nach dem über Bord gehen nicht länger als notwendig leiden möchte!“
Es muss nicht das Extrem des Einhandseglers Conrad Colman sein, der an der Vendee Globe über Bord ging und Glück hatte. Diese gilt als härteste Einhandregatta der Welt. Es kann auch ein Kurztörn auf einem Binnen-See sein, wo die Verkettung unglücklicher Umstände zum Super Gau des Einhandseglers führen.

Zum Gedenken an die vielen auf See verschollenen Persön-lichkeiten und Legenden des Einhandsegeln, widmet Blue Whale den Spoiler 4.

4 Verschollene Legenden
Viele berühmte Persönlichkeiten und Legenden des Segel-sportes haben ihre Leidenschaft mit dem Leben bezahlt und gelten auf See als verschollen. Die näheren Umstände bleiben für immer ungelüftet. Nicht nur Regatten durch gefährliche Seegebiete fordern ihren Tribut. Verwunderlich ist, obschon dort mehrheitlich Profis am Werk sind, beste Ausrüstungen zur Verfügung haben und die Retter „Gewehr bei Fuss“ stehen, fordert die See regelmässig ihre Opfer.
Als berühmte Ausnahme und Ikone des America‘s Cup zählte Sir Peter Blake, der im Dezember 2001 an Brasiliens Küste als Umweltschützer unterwegs, überfallen und ermordet wurde.

Ein Vers von Jules Verne soll uns nachdenklich stimmen;

Die Ahnengalerie der Legenden nach Ereignisjahren gelistet; (mit Mausklick auf Namen öffnet sich ein Link)

1909 Joshua Slocum
Gilt als erster Einhandsegler der eine Weltumrundung vollbrachte. Der kanadisch-amerikanische Seefahrer verschwand mit seinem Boot auf einer Expedition nach Südamerika.

1913 Rudolf Diesel
Der deutsche Ingenieur und Erfinder des Diesel-Motors wurde zuletzt am 29. Sept. 1913 an Bord eines Fährschiffes auf dem Ärmelkanal gesehen.

1928 Franz Romer
Verschwand bei dem Versuch, als Erster mit einem Faltboot den Atlantik zu überqueren.

1961 David Kenyon Webster
Der amerikanische Schriftsteller, Journalist und Soldat fuhr am 9. September 1961 vor die Küste von Santa Monica (Kalifornien) und verschwand.

1975 Bas Jan Ader
Der niederländische Performance-Künstler verschwand im Juli 1975 mit seinem Segelboot Ocean Wave beim Versuch einer künstlerisch motivierten Atlantik-Überquerung. Sein Boot wurde etwa 10 Monate später an der irischen Küste angeschwemmt, er selbst oder Hinweise auf sein Schicksal wurden jedoch nie gefunden.

1978 Alain Colas
Alain Colas war ein französischer Skipper und wurde als Teilnehmer der Einhandregatta „Route du Rhum“ bekannt. Er war auch der Erste, der mit einem Mehrrumpfboot erfolgreich die Erde umsegelte. Er kam auf See vor der Küste der Azoren um.

1978 Eddie Aikau
Der hawaiianische Lifeguard und Surfer gilt seit dem 17. März als verschollen auf See. Er war Crewmitglied des Forschungs-schiffs Hōkūleʻa, das an jenem Tag kenterte. Aikau versuchte Hilfe zu holen und paddelte ohne Rettungsweste mit seinem Surfbrett Richtung Lānaʻi. Er wurde nie wieder gesehen. Der Rest der Crew wurde gerettet.

1979 Agamemnon Despopoulos
Der US-amerikanische Physiologe stach am 2. Nov. in Bizerta (Tunesien) auf seiner Segelyacht Cybele in See, um mit seiner Frau Sarah Jones-Despopoulos den Atlantik zu überqueren. Das Ehepaar gilt seitdem als vermisst.

1992 Nigel Burgess
Teilnehmer des traditionellen Vendèè Globe Race (früher Golden Globe Race) genannt verschwand in der ersten Nacht vor Biskaya.

1997 Gerry Roufs
Er war ein kanadischer Profi-Rennsegler, der während der Einhandregatta Vendée Globe 1996/97 im Südpolarmeer verschwand.

1998 Éric Tabarly
Gilt als einer der herausragender Hochseesegler und innova-tivsten Konstrukteure von Regattayachten des 20. Jahrhun-derts. Tabarlys Segelyachten trugen den Namen Pen Duick. Éric Tabarly lehnte es stets ab, sich an Bord zu sichern. 1998 sollte ihn dies das Leben kosten, als er bei einer Nachtfahrt in der Irischen See über Bord ging.

2007 Jim Gray
Der Informatiker verschwand mitsamt seinem Boot in der Nähe von San Francisco im Pazifischen Ozean.

2018 John Fisher
Der Teilnehmer des Ocean Volvo Race ist in einem Sturm, rund tausendzweihundert Seemeilen westlich der südame-rikanischen Küste, von Deck gespült worden. Trotz sofort eingeleiteter Suchoperation konnte der englische Segler nicht aufgefunden werden und gilt als verschollen.


Ein Zitat zum Abschluss
Der legendäre US-Präsident John F. Kennedy (1917-1963) der ein enthusiastischer Segler war, hat im Rahmen der be-rühmtesten Segelregatta der Welt, dem America’s Cup, in einer Rede nachstehendes bemerkt:
„Wir sind mit dem Ozean verbunden. Und wenn wir zum Meer zurückkehren, egal ob wir segeln oder es nur beobachten, dann gehen wir dahin zurück, wo wir einst hergekommen sind.“

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Die Isobaren

(rev. 21.05.2020)

Der göttliche Wind – der Wettertreiber?

Der Turm des Windes in Athen

Anemoi wurden in der griechischen Mythologie die Götter des Windes genannt. Sie wurden als geflügelte Menschen oder geflügelte Pferde dar-gestellt. Schon damals hatten die Menschen viel Respekt vor dem Wind, denn sie wußten: Er treibt das Wetter-geschehen an. Einer dieser Winde wird der Etesien oder Meltemi genannt, welcher der Ägäis seit Urzeiten Freud und Leid brachte. Dem plötzlichen auf-treten dieses Windsystems wird mit Hilfe der Isobarenkarte ver-sucht die Flügel zu stutzen.Im Aufsatz „der Meltemi“ wurden die Merkmale und Prognose des Meltemi beschrieben, darum der Link zum Aufsatz.
Für eine bessere Übersicht habe ich den Aufsatz in Themen unter-teilt welche in den folgenden acht Spoilern abgespeichert sind. Diese offenbaren ihren Inhalt jeweils mit Mausklick.

1. Isobaren & Wetterprognose?

Ist eine Wetterprognose mittels Isobaren möglich?
Die ketzerische Frage kann wie folgt beantwortet werden; „Natürlich ist dies möglich, aber gewusst wie!“ muss man noch hinzufügen. Somit sind wir beim Thema! Mit welchem Hilfsmittel ist dies möglich? Wie kann ich einer Isobaren Karte entlocken was ich wissen will? Das wichtigste hierbei ist, zu beachten, wie die Karte aufbereitet wurde. Dazu zwei gängige Beispiele ohne auf Nuancen einzugehen;
< Abb. 1 mit Mausklick zu öffenen
1. Die Profi Isobarenkarte
Auf dieser Profi-Isobaren Wetter-karte der Wetteronline.ch sind viele Informationen auf einen Blick zu erkennen, aber eignen die sich für den Maritimen Gebrauch? Durch die Luftdruckangabe kann man die Hoch- und Tiefdruckgebiete erkennen, daraus resultieren, wo es schönes und wo es unbeständiges Wetter gibt. Durch die Abstände der Isobaren lassen sich ruhige resp. turbulente Zonen mit entsprechenden Luftbewegungen bestimmen. Mehr lässt sich aus dieser Isobaren-Karte nicht entlocken.

Abb 2 DWD Isobaren-Karte

2.) Die DWD Isobarenkarte
Die Karte des „Deutschen-Wetter-Dienstes“ ist weniger farbig, dafür aber wesentlich aufschlussreicher. Nebst den gleichen Informationen wie in Abb. 1 zu finden, sehen wir zusätzlich eine Menge kleiner Zah-len und Symbole. Was soll dieses Wirrwarr an Informationen? Wer weiß wie, der wird mehr Informa-tionen herauslesen können als in einem aufbereiteten visuellen Wetterbericht. In den folgenden Themen wird das vermeintliche „Geheimnis“ gelüftet. Viele Hinweise, Erläuterungen und Berechnungen sind darin enthalten.
Hinweis:  Im Aufsatz werden detaillierte Erläuterungen welche übers Internet verfügbar sind nicht „Kopflos“ abgeschrieben, sondern mit integrierten links in den Texten versehen, um Detailinformationen nachlesen zu können.

2. Lesen der Isobaren-Linien

Zum Thema der Druckunterschiede und Isobaren habe ich die wichtigsten Informationen entnommen und einen Ansatz ent-wickelt, eigene Berechnungen anzustellen zu können.
Wie lese ich die Isobaren?
a.) paralell dazu lässt sich die Windrichtung bestimmen
b.) aus ihrem Abstand die Windstärke abschätzen
c.) je geringer der Abstand desto größer die Windstärke.
Wichtige Kriterien;
§ In den Wetterkarten wird die Drucklinie der Isobaren stan-
dardmäßig mit 5 hPa eingezeichnet, wenn nicht, muss dieser Wert umgerechnet werden.
Abb. 3 Beispiel Isobarenkarte        § Die Abstände der Drucklinien richten sich nach der effektiven Druckverteilung und müssen aus der aktuel-len, vorliegenden Karte entnommen werden.
§ Nach Ermittlung des Isobaren-Abstandes (beachte den Karten-Maßstab!) kann aus nachstehender Tabelle die Windstärke resp. die durchschnittliche Windgeschwindigkeit abgelesen werden.
§ Mit diesen Werten lassen sich dann Berechnungen für unser Fahrten-Gebiet anstellen.
§ Nicht ungewöhnlich ist, wenn bei flacher Druckverteilung die Isobaren-Linien weiter als 600 km auseinander liegen und sich kein vernünftiger Wert bestimmen lässt. In diesem Fall befindet man sich in einer windstillen Zone resp. sind nur thermischen Luftbewegungen zu erwarten.
Fazit; Motoren ist angesagt!

3. Die Hilfsmittel

a.) Grösse des Reviers     Abb.4 Karte für Distanzbestimmung
Als erstes empfiehlt es sich die Aus-dehnung des Segelreviers abzu- stecken in welchen der Törn statt-finden soll. Vorteilhaft ist das Ein-tragen eines Maßstabs um die Ab-stände in Erinnerung rufen zu können. Als Beispiel dient ein Kartenausschnitt der Ägäis-Kykla-den Abb. 4. Man kann z.B. in einer 400 km Strecke und Hilfs-linien von 100 km die Distanzen besser abschätzen. Somit lassen sich die Abstände der Isobaren mit einer aktuellen Isobaren-Wetterkarte (s. Abb. 3) vergleichen und interpo-lieren, dh. die Abstände in Kilometer festlegen.
b.) Tabelle bei 5 hPa Druck-Linien
Die folgende Tab. 1 gibt einen Überblick über die Windge-schwindigkeiten in Abhängigkeit der Isobaren-Drucklinien;
600 km Windstärke in Bf  =  3 leichte Briese    =  Ø   9,5 kn
500 km Windstärke in Bf  =  4 mäßige Briese   =  Ø 13,5 kn
400 km Windstärke in Bf  =  5 frische Briese    =  Ø 18,5 kn
300 km Windstärke in Bf  =  6 starker Wind     =  Ø 24,5 kn
200 km Windstärke in Bf  =  7 steifer Wind      =  Ø 30,5 kn
100 km Windstärke in Bf  =  9 Sturm              =  Ø 44,0 kn
c.) Grafische Darstellung
Mit folgendem Link öffnet sich die Tab 1. auch als grafisches Diagramm (Diagr. 1). Mit einem Diagramm lassen sich Zwischenwerte besser ablesen!

4. Beispiel einer Windprognose

Die Interpretierung der Isobarenkarte (Abb. 3) würde in un-serem Beispiel nachstehende Werte ergeben;
Südliche Ägäis
Isobarenabstand bei 5 hPa ca. 500 km, somit sind 3-4 Bf Windstärke aus nord-östlicher Richtung zu erwarten.
Balearen und Sardinien
Isobarenabstand bei 5 hPa ca. 100 km, somit sind ca. 9 Bf Windstärke aus süd-östlicher Richtung zu erwarten.
Beachte, dass sich beide Interpretationen jeweils auf den 5 hPa Isobaren-Drucklinien-Abstand beziehen und aus den Hilfsmitteln 3b & 3c abgelesen werden.

Noch eine ergänzende Bemerkung zu den Windrichtungen;
– Bereich Ägäis; Einfluss eines Hochs = Drehrichtung Wind = Uhrzeigersinn
– Bereich Balearen; Einfluss des Tiefs = Drehrichtung Wind = gegen den Uhrzeigersinn
Die Windrichtung wird von Landmassen und Inseln stark be-einflusst und kann bis zu 45° variieren. Um genauere Werte zu erhalten müssen weitere Schritte, wie unter Pos. „5. Isobaren = Windgeschwindigkeiten“ beschrieben, erfolgen.

5. Isobaren = Windgeschwindigkeiten

Für die folgenden Berechnungen liegen die Informationen wie vorgängig erläutert zugrunde;
1.) Eine (rote) 400 km lange Grundlinie wurde wie unter Pos. „3a) Die Hilfsmittel“ eingetragen. Der rote Strich entspricht der vorkonstruierten Linie aus Abb. 4.
2.) Eine (orange) Linie zeigt den geringsten Abstand der Isobaren in diesem Revier an und wird under Pos. C beurteilt.

Abb. 5 Isobarenkarte mit Ergänzungsinformationen

Aus der Isobaren-Karte (Abb. 5) können nun folgende Werte entnommen werden;
A.) Auf der roten 400 km –Linie wird eine Druckdifferenz von ca. 7 hPa abgelesen. Um eine genauere Aussage zur durch-schnittlichen Windgeschwindigkeit tätigen zu können müsste der Wert umgerechnet werden, siehe Pos. D Umrechnung.
B.) Der Längenabstand der roten Linie zwischen den 5 hPa Isobaren betragen ca. 300 km. Aus Tab. 1 resp. Diagr. 1 kann die Windgeschwindigkeit bei 300 km direkt abgelesen werden.
Resultat =  6 Bf resp. 25 kn. Richtung NNO
C.) Die Isobaren bei der orangen Linie haben einen Abstand zwischen den 5 hPa Drucklinien von ca. 230 km in diesem Bereich wird gem. Diagr. 1 eine höhere Geschwindigkeit erwartet.     Resultat = 6-7 Bf resp. 28 kn. Richtung NO
Erkenntnis: Für die Beurteilung der Windgeschwindigkeiten ist die Messstrecke zwischen den Isobaren entscheidend. Vorteil-haft ist, wenn diese für das jeweilige Segelrevier vorbereitet wurde. Die Lage der Isobaren bestimmt auch die Windrich-tung. Das Hoch liegt immer in Richtung des höheren Luft-drucks.

D.) Umrechnung
Nachstehend die Umrechnung der IST-Windgeschwindigkeit von 5 hPa auf 7 hPa aus Abb 5;Wir haben nun aus obiger Isobarenkurve 3 Resultate und sollten diese richtig deuten;
1.) Abgelesen bei 300 km = Ø 25,0 kn (gem. Pos. B)
2.) Abgelesen bei 230 km =    28,0 kn (gem. Pos. C)
3.) Berechnet bei 400 km = Ø 25,9 kn (gem. Pos. D)

Erkenntnis; Vergleicht man die drei Resultate und verfolgt man den Verlauf der Drucklinien, so wird die Windstärke auf der roten Markierungslinie zwischen den 5 hPa-Drucklinien eher einem höheren Wert (von 28 kn) und seitlich der 1035 resp. 1030 hPa Linie eher einem tieferen Wert (unter w1 = Ø 25,9 kn) liegen. Örtliche Gegebenheiten wie Stau-Effekte vor resp. Düsen-Effekte zwischen den Inseln und auftretende Böen sind nicht berücksichtigt. Beachte; Böen können bis zu 50% höhere Windgeschwindigkeiten verursachen!

6. Umrechnung Drucklinien

Wie schon vorgängig erwähnt trifft man nicht nur Isobaren-Karten mit 5 hPa Drucklinien an, sondern 2 resp. 4 hPa. Nun hat man 2 Varianten für die Umrechnung zur Auswahl;
Variante 1 = Anderen Druckwerten müssen umgerechnet werden. Siehe dazu das Rechenbeispiel.
Variante 2 = Es ist auch möglich die Distanz bis zu einer Druckdifferenz von 5 hPa zu erweitern und die Geschwin-digkeit aus der Tabelle resp. dem Diagramm abzulesen.
Diese Variante ist einfacher, schneller, aber auch wesentlich ungenauer.
Die Parameter für die Distanzen wie in Pos. 5d können übernommen werden.
Abb. 6 Isobarenkarte mit Ergänzungsinformationen (Bild Ägäis aus der „Windy-APP“) Mausklick öffnet Karte!

Aus der Isobaren-Karte (Abb. 6) können nun folgende Werte entnommen werden;
A.) Bei der roten Linie wird eine Druckdifferenz von 2 hPa abgelesen. Es wird eine Distanz von ca. 125 km festgestellt. Um eine Aussage zur durchschnittlichen Windgeschwindigkeit machen zu können müssen diese Werte umgerechnet werden, siehe dazu Rechenbeispiel „Pos. 6C Umrechnung“.
B.) Bei der orangen Linie wird eine Druckdifferenz von 2 hPa abgelesen. Es wird eine Distanz von ca. 100 km festgestellt. Auch dieser Wert muss umgerechnet werden, siehe dazu Rechenbeispiel „Pos. 6D Umrechnung“.

Hinweis zu Windrichtung & Stärke in Abb. 6
Beachte, dass die in der Karte angegebenen Werte nicht in Echtzeit übermittelt und von Bodenstationen gemessen werden. Diese befinden sich auf Inseln in unterschiedlicher Höhe und entsprechen nicht den Werten auf hoher See wo der Wind weitgehend ohne Behinderung resp. Einfluss wehen kann.

C.) Umrechnung 1 (rote Linie)
Umrechnung der IST-Windgeschwindigkeit von 2 hPa auf 5 hPa & der Distanz von 100 auf 125 km gemäß der Abb. 6;

D.) Umrechnung 2 (orange Linie)
Umrechnung der IST-Windgeschwindigkeit von 2 hPa auf 5 hPa & die Distanz von 100 km egalisiert sich, Abb 6;Wir haben nun aus obiger Berechnung 2 Resultate und ver-gleichen diese mit der Abb. 6 der Windy-APP und stellen folgendes fest;
1.) Die Resultate entsprechen der Einfärbung der Windstärke in der APP
2.) Die Windrichtung im orangen Bereich hat bis zu 45° Ab-weichung
3.) Interpoliert man die rote Linie auf bis zu einer Druck-differenz von 5 hPa (gem. Rechnungs-Variante 2) erhält man eine gemessene Strecke von ca. 400 km (zufällig). Die Windgeschwindigkeit aus Tab. 1 oder Diag. 1 ergibt einen Wert von Ø 18,5 kn. Es sind keine weitere Umrechnungen erforderlich.

Fazit
Natürlich ist die Rechnerei ein „überflüssiger Task“ wenn man Apps zur Verfügung hat, die die neuesten Vorhersagen über-mitteln. Aber was ist, wenn keine Verbindung möglich ist? So bleiben nur noch Radio- und Navtex Übermittlungen. Durch zwei Luftdruckangaben im Segelrevier lässt sich die zu er-wartende Luftmassenbewegung „leicht“ berechnen. Dies ist nur möglich, wenn man die Isobaren und deren Druckver-hältnisse begriffen hat und diese umzurechnen beherrscht.
Aber wenn auch das schlimmste Szenario nicht eintrifft, so ist es wichtig, die Zusammenhänge in der Atmosphäre deuten zu können. Daraus lassen sich, die zum Teil widersprüchlichen Wetterangaben (Apps), verifizieren und interpolieren.

7. Links zu Isobaren-Karten

Der Wetter-Vorhersage Markt ist mit allerlei Apps bis zum „geht nicht mehr“ geflutet, entsprechend verhält es sich mit der Qualität diverser Anbieter, schnell und Kostengünstig muss es sein. Aber es geht auch ohne Apps. Der Zugang übers Internet zu staatlichen Wetterdiensten ermöglicht das Herunterladen von hervorragenden Unterlagen wie Isobaren-karten mit allen erforderlichen Informationen. Viele App-An-bieter bedienen sich auch solchen Informationsquellen und arbeiten für die eigene Auswertung mit Algorithmen-Prog-rammen.
Nachstehend ein paar interessante Internet-Links sowie Wind- & Wetter-Apps;;

ISOBARENKARTEN
Wetteronline hat eine Isobarenkarte welche sich für die Wei-terverarbeitung weniger eignet, jedoch können viele zusätz-liche Infos auf dieser Webseite abgerufen werden, unter an-derem auch Wind und Wetterangaben für Segler. In den Re-vierberichten und den Links zu Wetterprognosen bediene ich mich diesem Angebot und verschaffe mir eine globale Wetterüberblick.

Deutscher Wetterdienst DWD
unten links; die Analysekarte mit Isobaren mit vielen Daten von DWD, mit mit Mausklick öffnen sich die Kartenoben rechts; die Prognosekarte DWD z.B. 1+24h

Mein Favorit für die Isobaren-Karten ist der Deutsche Wetter-dienst DWD. Die Unterlagen sind vorbildlich, komplett mit absolut hochwertigen Angaben und können bis auf Detail-grösse gezoomt werden. Für die Analysekarte gibt es alle 3 Stunden ein Update. In der Prognosekarte (H+24h eingeben) sind auch Angaben zu Wetterfronten mit Zusatzinformationen zu finden. 

Die Analysekarte lässt sich wie folgt vergrößern & bearbeiten:
⊗ Unten links das Dreieck > Download/Vergrößerung anklicken
⊗ In der Vergrößerung mit Mausklick auf die gewünschte Stelle tippen und eine detaillierte Karte (ein Highlight) öffnet sich.
Mit den seitlichen Balken kann man den Ausschnitt verschieben.
⊗ Ein Ausdruck der Detailkarte ist nur über „PrtSc“ möglich!

In der Karte hat es viele Daten und Symbole. Mit Mausklick auf Symbolblatt findest du die Erklärungen wie die Angaben zu verstehen sind.

Links zu den Symbolen;
Bewölkung, Luft-druck & Wind-geschwind
Verschlüsselung Wolkenart 1
Verschlüsselung Wolkenart 2
Mausklick zu den Erläuterungen von Wikipedia über die Wetterkarte.

8. Apps für Wind-Prognosen

WIND-Apps
Ich bin mit 3 Wind-Vorhersage Apps ausgerüstet und hatte letzte Saison nicht nur Differenzen zwischen den Apps fest-stellen können sondern häufig auch grundsätzliche Abwei-chungen.
Ob das dem Klimawandel geschuldet ist und die Anbieter mit der Geschwindigkeit der Veränderung nicht nachkommen, kann nur vermutet werden. Aber in Zukunft werde ich nebst den Apps und den Wettervorhersagen im Internet die örtli-chen visuellen  Beobachtungen intensivieren  müssen um einen 6. Sinn für die Veränderungen vor Ort zu entwickeln.
Nachstehend die Apps die ich benütze und vergleiche;
die Links zu den Apps;
👍 Windfinder    👍 Predict Wind    👍 Windy

Wetter-Apps
Wetter Apps aufzuführen erachte ich überflüssig, da jeder-mann schon seine Lieblinge, auf die er schwört und auf das Handy oder das Tablett heruntergeladen hat. Ich versuche mich meistens auch durch lokale Anbieter zu ergänzen. Dort ist die 3 Tages Prognose relativ genau. Manchmal muss man in Griechenland die Einstellung eines Übersetzers Bemühen um den Texte lesen zu können.

Ich habe mich bemüht die Erläuterungen so verständlich zu formu-lieren, dass nicht nur „Amateur-Wetterfrösche“ die Fakts nachvoll-ziehen können. Gerne bin ich bereit hilfreiche Anregungen anzu-passen und als update nachzutragen. Ich freue mich auf jede konstruktive Kritik.

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Der Meltemi

(rev. 21.05.2020)

Der trockene Sommerwind der Ägäis

Es ist kein Märchen, aber es geschah vor langer Zeit und ist in meiner Erinnerung eingraviert. Die Irrfahrt von Mykonos nach Kea mit einer Charteryacht. Ein Höllenritt dem Meltemi gegenan! Bei tief blauem Himmel quälten uns zunehmende Windböen von bis zu 40 kn aus Nord und es baute sich ein gigantischer Wellengang auf. Die Jacht und wir wurden auf eine harte Bewäh-rungsprobe gestellt, denn es dauerte den ganzen Tag, bis die sichere Bucht von Kea, völlig erschöpft und durchnässt, erreicht hatten. Damals schwor ich mir, alles zu unternehmen, um nicht noch einmal in eine solche Situation zu geraten. Nun will ich das berüchtigte Hoheitsgebiet des Meltemi, die Kykladen, während der 3. Etappe meiner Segel-saison 2020 kreuzen. Aus allen möglichen Quellen bereite ich mich theoretisch auf eine sichere Fahrt vor. Dazu gehört zweifelsfrei eine „Meltemi-Lage“ rechtzeitig zu erkennen und die richtige Taktik anzuwenden. Die Infos und Daten, die für mich als „Eselsleiter“ oder Vorhersage-Checkliste dienen sollen, möchte ich auch mit anderen Seglern teilen. Eventuell hilft‘s beim nächsten Törn in der Ägäis, darum dieser Aufsatz.
Ich war recht erstaunt, aber einer der ersten Infos die mir über den Meltemi aufgefallen sind, war der Meltemi Ouzo <Infos über Link auf Flasche>. Unter Einfluss dieses Flaschengeistes wäre der beschrieben Törn womöglich in wesentlich entspannter Atmos-phäre verlaufen, oder auch nicht, wer weiß das schon!

schiffe-0106.gif von 123gif.de

<<  Meltemi ist kein Gewitter!
Für bessere Übersicht habe ich den Aufsatz in Themen unterteilt, die in den nachstehenden 5 Spoilern abgespeichert sind, mit Mausklick öffnet sich der gewünschte Inhalt.


1. Charakteristiken des Meltemi

Die wichtigsten Merkmale des Meltemi;

Wirkungsgebiet Frühling bis Herbst
Aktivität ganze Ägäis
Windgeschwindikeit 12-21 kn, in Böen bis zu 47 kn
Beaufort Skala 4- 5, in Böen bis zu  9 Bf
Dynamik tagsüber zunehmend, abends abflauend
Dauer 2– 4 Tage in Ausnahmefällen bis 12 Tage

Abb. 1 Darstellung einer stabilen Druckverteilung (Isobarenkarte) im Sommerhalbjahr Zur Erläuterung der H (Hoch)= Azorenhoch & T (Tief ) = Monsuntief
In den Sommermonaten wird meistens eine Druckverteilung wie oben abgebildet angetroffen, wodurch sich die vorherr-schende Windrichtung im ägäischen Seegebiet aus Nord bis Nord-West einpendelt. Dieser Wind, weht regelmäßig mit Windstärken von 2-4 Beaufort. Natürlich beflügelt er des Seglers Herz und sorgt für einen flotten Törn. Im Sommer-halbjahr wird er Meltemi genannt. Die Griechen nannten ihn Etesien (kommt von „etos“ = jährlich) oder im Türkischen bedeutet es „sanfter Wind“). Er pustet vorwiegend mit 4-7 Bf, kann aber innert Tagesfrist auch auf Sturmstärke zulegen.
Die meisten werden sich heute mittels Wetterkanal übers Handy oder einer Wind-APP informieren. Es gehört aber zur guten Seemanschaft, auch andere Quellen anzuzapfen. Es könnte ja sein, dass man, aus welchen Gründen auch immer, auf die Naturzeichen der Umgebung oder auf das Studium einer Wetterkarte mit Isobaren angewiesen sein sollte. In den nachstehenden Untertiteln werden diese Alternativen näher erörtert und sind mit viel nützlichem Wissen gespickt.


2. Kurzfristige Voraussagen 24 - 36 Stunden

Ein Wetter-Quiz an Bord ist nicht nur ein Zeitvertreib für län-gere Etmale sondern kann nebst Spaß auch viel Wissen bei-steuern. Sollte der Törn im Einflussgebiet des Meltemi statt-finden, lässt sich ein Quiz mit den aufgeführten Parametern durchführen. Durch regelmäßige Beobachtungen kann ein große Lerneffekt erreicht werden und zu einem sicheren Törn beitragen. Beherzigt das Sprichwort – „Übung macht den Meister“-, denn vermehrte optische Beobachtungen schärfen nicht nur die Sinne sondern ermöglichen als persönliches Rüstzeug kurzfristige lokale Vorhersagen. Als Belohnung für den Sieger eines Vorhersage-Wettbewerbs könnte ein Schluck aus der Ouzo-Meltemi Flasche winken. Nachstehend einige der wichtigsten Parameter;

Eigenschaften zunehmend trockener, kühler N–NW-Wind, ver-besserte Weitsicht, vorausgehende klare Nacht (viele Sterne) keine Taubildung an Deck
Barometer steigender Luftdruck, min. 3 bis 4 hPa in 12h
Optische Merkmale tagsüber Bildung von Cirrocumulus-Wolken, (Schäfchenwolken) aus SW bis W über das Firmament verstreut. Schon morgens über dem Festland Blumenkohlwolken und nachts zuvor kann man auch Wetter-Leuchten beobachten
Achtung Wenn der Luftdruck in der Region schnell und überdurchschnittlich Hoch ansteigt, muss mit einer längeren Starkwind Phase gerechnet werden!

Mit dem Meltemi und entsprechenden Windböen und Wellen-gang ist nicht zu spaßen


3. Übersicht berüchtigte Meltemi-Hotspots

Aus beiliegender Ägäis-Karte sind die Haupt-Windrichtung des Meltemi und seine Wirkungsweise optisch dargestellt.
Abb. 2, mit Mausklick öffnet sich die Karte
Markierte „Hotspots“ wie Düsenwirkung zwischen den Inseln und Fallwinde resp. Fallböen, je nach Topografie von Inseln und Buchten wie auch Kapwinde sind in der Meltemi-Hoch-saison mit größter Vorsicht zu begegnen.
Süd-Nord
öffnenden Buchten sollten grundsätzlich vermieden, spätestens bei aufkommen des Meltemi rechtzeitig verlassen, werden. Es droht Gefahr „eingeweht“ zu werden. Dies kann schwerwiegende Folgen haben wie Havarien oder sogar zum Schiffsverlust führen.

4. Verhaltensregeln bei Meltemi-Alarm

Sollte es der Terminplan erlauben, ist es das sicherste bei aufkommendem oder bereits aktivem Meltemi ein Auslaufen zu verschieben. Auch am Anleger oder in der Ankerbucht müssen Massnahmen zur Sicherheit getroffen werden. Nicht nur das Ankergeschirrs sollte überprüft sondern auch Belegeleinen verstärkt werden. Wo heftige Fallböen zu erwarten sind empfiehlt es sich, den Luftwiderstand des Schiffes (lose Segel, Bimini-Verdeck, Dingi etc.) zu ver-mindern. Lose Fallen sind festzuzurren oder zu spannen, denn diese sind nicht nur für die eigene Crew Nervtötend sondern auch für Nachbarschiffe ein graus!
Wenn ein Auslaufen nicht aufge-schoben werden kann, sollten nachstehende Verhaltensregeln beachtet werden;
1.) Im Aussenbereich alles fest-zurren und das laufende Gut kontrollieren.
2.) Im Innenbereich der Jacht alles Sturmfest verstauen und sichern.
3.) vorteilhaft Reff ins Segel einbinden (Hinweis unten).
4.) entsprechende Kleidung (Ölzeug) anziehen.
5.) Sicherheitsausrüstung (Weste & Lifeline) anziehen.
6.) Mahlzeit (Snacks) & warme Getränke vorbereiten.
7.) Reiseroute überprüfen & Plan B ausarbeiten.
8.) Wetterbericht nochmals prüfen!
Unterwegs ist immer mit unvorhersehbaren Ereignissen zu rechnen. Ein „Plan B“ sollte mit der Crew abgesprochen und ausgearbeitet werden. Daraus resultiert das abstecken von Nothäfen und sicheren Ankerbuchten. Bitte den Metemi-Ouzo erst nach anlegen im Zielhafen auspacken!
Hinweis zu Pos. 3: Ein zu viel eingebundenes Reff ist einfacher auszuschütten als eins einzubinden!
5. Meltemi und die Klimaerwärmung

Veränderungen durch die Klimaerwärmung sind allgegen-wärtig und können mannigfaltig beobachtet werden.

Wie lange noch?

Wie wird sich der Meltemi verhalten? Eine nicht leichte Antwort, den sie lässt sich vermutlich nur durch lang-fristige Beobachtungen und Analysen erfassen, die Klima-tologen arbeiten daran. Prog-nosen ohne Klimaerwärmung sind schon schwierig genug. Wenn die Zweifler und Igno-ranten nicht in so grosser Zahl wären, würde die Aus-wirkungen eher in den Griff zu bekommen sein. Nachstehende Punkte sind einer Überlegung wert und mahnen zur Vorsicht.

1.) Veränderungen durch Energiezufuhr
Energie durch Sonneneinstrahlung ist der Treibstoff der phy-sikalischen Abläufe in der Atmosphäre. Die Luftdrücke (H & T) sind eines der wichtigsten Merkmale in den Prozessen. Der Unterschied zwischen den Luftdrücken bewirkt Luftmassen-ströme vom Hoch zum Tief, welchen wir als Wind wahrneh-men. Die Atmosphäre ist bemüht einen Ausgleich zu schaffen. So bewirken höhere Druckdifferenzen heftigere Luftbewegun-gen welche durch die steigende Temperatur noch weiter verstärkt wird.
Ein Link öffnet die bildliche Darstellung der globalen Windsysteme, aus Klima der Erde.de

2.) Dynamische Atmosphäre
Durch die grössere Energiezufuhr werden in der Atmosphäre die Abläufe zusehends beschleunigt. Wetterfronten wechseln sich häufiger und intensiver ab. Dadurch werden Wettervor-hersagen problematischer. Das bemerkt man an den Wetter- und Wind-Apps. Die Fehlerquote steigt und die Unsicherheit der Nutzer nimmt zu. Zum dynamischen Wettermix kommt noch die Häufigkeit von außerordentlichen Ereignissen wie heftigen Stürmen, sintflutartigen Regenfälle und Hitzephasen hinzu. Durch die gestiegenen Wassertemperaturen treten immer häufiger Windhosen auf. Wann wird der erste Hurri-kane im Mittelmeer zu verbuchen sein? Die Aussichten sind getrübt und so müssen wir uns auch mit der optischen Wetterbeobachtung Vorort vermehrt auseinander setzten um besser gewappnet zu sein.

3.) Zukunft 2020
Im Jahr 2019 war das Wetter schon außergewöhnlich. Die Windvorhersagen spielten verrückt und Hitzephasen raubten die Lebenslust. Der Versuch, denn veränderten Rahmenbe-dingungen mit intensiverer Reisevorbereitung entgegen zu wirken ist gerechtfertigt. Dazu gehört auch das Studium resp. sammeln von Informationsmaterial über den Meltemi. Ich hoffe, im Sommer nicht allzu viele unvorbereitete Begegnun-gen mit ihm erleben zu müssen, wenn ja, dann nicht unvor-bereitet. Der nachstehende Aufsatz „Die Isobaren“ enthält alle wichtigen Informationen über die Möglichkeit anhand der Druckkurven die Windstärke zu berechnen. Erfahrungen mit dem Meltemi werden in den Törnberichten 2020 Einzug halten.

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Maritimes Kaleidoskop

Das Kaleidoskop aus dem englischen Sprachgebrauch übernom-men heißt so viel wie – Schönbildschauen -. Der schottischen Physiker  David Brewster hat das Kaleidoskop erst 1816,  zuvor eine griechische Errungenschaft der Antike,  wieder  entdeckt.  Aus dem griechischen lässt sich auch der Name ableiten;
kalós      = schön
eĩdos      = Gestalt, Bild und
skopeĩn  = betrachten, schauen

Das Koleidoskop ist eine optische Konstruktion, das in seiner Form an ein Fernrohr erinnert, bei dem durch mehrfache Spiegelung von bunten Glassteinchen im Innern, die sich durch Drehen jeweils anders zusammenfügen und wechselnde geometrische Bilder und Muster erscheinen.
Die Reflexion der Themen, betrachtet durchs maritime Kaleidos-kop, offenbart dem Betrachter verborgenes, was vermutlich über-sehen worden wäre, dabei wurden die farbigen Glassteinchen lediglich durch Themen der Seefahrt ersetzt.
Legende & Links zu Themen

  1. Der Meltemi
    (Mausklick auf Titel öffnet Beitrag)
  2. Die Isobaren
  3. Mann über Bord
  4. Vendée Globe 2020/2021
  5. Medicane
  6. weitere Themen werden nach Aktualität ergänzt!


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Sundowner & Absacker

(rev. 21.05.2020)

Des Seglers Sundowner oder Dämmerschoppen

Bei einem Sundowner (englisch für etwa Sonnensenker) oder Dämmerschoppen handelt es sich um ein alkoholisches Getränk, das zum Sonnenuntergang getrunken wird.  Man kommt in der Re-gel für etwa eine halbe Stunde zusam-men und meistens bleibt es bei einem, höchstens zwei resp. allerhöchstens drei bis vier alkoholischen Getränken.
Zur Geschichte; In Englisch geprägten südlichen Ländern wird der Sundowner heute noch gerne von den Reiseunter-nehmen gepflegt. Hierzu trifft man sich innerhalb der Reisegruppe zur gemeinsamen Beobachtung des Sonnenunterganges mit einem Getränk. Auch unter Privatleuten in tropisch-exotischen Ländern ist die Einladung „zum Sundowner“ eine häufige Praxis und unter Seglern praktizierte Tradition!

Die Evolution des Segel-Menschen

Eine These lautet, dass der Sundowner bei der Britischen Marine eingeführt worden sei:  Da sich die Offiziere eines Schiffes auf-grund der zeitlich versetzten Wachdienste nur selten vollzählig trafen, haben Kapitäne das Ritual des Sundowners eingeführt, damit wenigstens einmal am Tag eine Zusammenkunft aller statt-findet. (Welche Weitsicht!)

Sundowner ist nicht zu verwechseln mit dem ABSACKER;

Die Evolution des Absackers!

der in der Umgangsspracheletztes Glas“ eines alkoholischen Ge-tränks, das im Anschluss an ein Beisammensein (oder vor dem Schlafen gehen) zu sich genommen wird. Es steht auch nirgends geschrieben, dass nach dem Genuss eines oder mehrer Sundow-ner, der Absackers nicht munden soll! Ob er „bekommt“ muss jeder für sich entscheiden.

Und nun zu unseren beliebtesten Getränken;

Cocktail-Liste

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Click für Name - Beschrieb - Rezeptur - Zubereitung


BLUE & GREEN LAGOON
Der Blue Lagoon Sundowner hat ausnahmsweise  keine  legen-denhafte Entstehungsgeschichte zugrunde liegen.  Er wurde in  den 60-er Jahren kreiert  –  so
viel zu den Fakten. Durch den blauen Farbeffekt wurden Erin-nerungen an das blaue Meer und den blauen Karibikhimmel geweckt!
Rezeptur;  3 cl Rum, 2 cl Anisschnaps (Pastis, Küsten-nebel, Ouzo) 2 cl Curaçao blue, 6 cl Zitronenlimonade oder Orangensaft, 4 Stück Eiswürfel, 1 unbehandelte Zitrone
Zubereitung Schritt 1;
Ihr gibt die Eiswürfel in ein Glas. Gießt die Alkoholika und den „Curaçao Blue“ darüber. Füllt das Glas mit Limonade auf und rührt das Ganze vorsichtig um.
Schritt 2 – Finish;
Den Glasrand mit einer Zitronenscheibe dekorieren und den den Cocktail mit Trinkhalm servieren.
Blue Whale’s Tipp;
Der originale Orangenschalenlikör „Curaçao“ stammt von der gleichnamigen Karibik-Insel. Es gibt ihn in blau, grün und orange. Stilvoller geht das mit Zuckerrand am Glas!

SEA BREEZE
Ein Sea Breeze Cocktail enthält Wodka mit Cranberry- und Gra-pefruitsaft. Er wird normaler-weise während der Sommermo-nate getrunken. Das Getränk kann geschüttelt werden, um eine schaumige Oberfläche zu erzeugen.
Rezeptur; 4 cl Wodka, 12 cl Cranberry Juice, 3 cl Grape-fruit Juice & Eiswürfel.
Zubereitung;  1.) Eiswürfel in das Glas geben und mit Wodka & Pastis übergiessen. 2.) Mit Wasser oder Soda,  je nach Geschmack auffüllen. 3.) Mit einem Cocktailstab vorsichtig verrühren und Limone- resp. Limettenschale dazugeben.

LATE MISTRAL
Das erste Mal wurde das Ge-tränk im Jahr 1980 zubereitet. Seinen Ursprung hat der Cock-tail, wie der Name bereits ver-rät,  im Mittelmeerraum.  Die Mischung auf Eis servieren und mit Zitronenschalen garnieren. Stärkere Pastis-Marken wie „51“ oder „Ricard“ bewirken einen intensiveren Anisgeschmack. Rezeptur; 5 cl Wodka, 1-2 cl Pastis oder Ouzo, 6 cl kaltes Wasser zum Auffüllen, 2-3 Eis-würfel, Limone, Limette.   Zubereitung;  1) Eiswürfel in das Glas geben  und  mit Wodka & Pastis  übergießen.  2.) Mit Wasser je nach Geschmack auffüllen. 3.) Mit ei-nem Cocktailstab vorsichtig verrühren und Limone- resp. Limetten- schale dazugeben.
Blue Whale’s Tipp;   Immer den Wetterbericht im Auge behalten, den die Nordwinde können auch in anderen Ge-filden zuschlagen!

HUGO
Der Hugo schmeckt erfrischend, spritzig und leicht. Ein tolles Re-zept für einen Cocktail, der als Sundowner ein Hit ist. Der Hugo ist ein Cocktail, der mit Holunder-blütensirup, Limette, Minze und Prosecco, sehr gut in die warme Jahreszeit passt. Wird er mit Eis zubereitet, ist zu beachten, dass dadurch die Kohlensäure der Zu-taten schneller verschwindet.
Rezeptur;  8 EL Holunderblüten-sirup, 400 ml Prosecco & 400 ml Sodawasser oder Mineralwasser,  1 Stk Zitrone,  8 Minzblätter  und 8 Stk Eiswürfel.
Zubereitung; 1.) 2 Minzblätter in ein Weißweinglas ge-ben.  2.) Die Blätter mit einem Holzstößel leicht andrüc-ken.  3.) Einige Zitronenscheiben (halbiert) und Eiswürfel dazu geben.   4.) Prosecco & Sodawasser  mit Holunder-sirup vermischt umrühren.  5.) Glas mit gemischter Flüs-sigkeit auffüllen.

CUBA LIBRE
Cuba Libre (span. für „Freies Kuba“), umgangssprachlich auch Cubata ist ein Rum-haltiger Longdrink aus Havanna, Cuba. Ein Cuba Libre muss mit Rum aus Kuba hergestellt werden, ansonsten ist es nur ein Rum-Cola.
Rezeptur;  5 cl Rum,  3/8 Li-mette, Cola zum Auffüllen, 2-3 Eiswürfel
Zubereitung; 1.) Limetten-Achtel über dem Glas ausdrüc-ken und hineingeben. 2.) Eis dazugeben und mit Rum & Cola auffüllen. 3.) Cuba Libre Cock-tail mit einer Limette dekorieren.

GIN TONIC or GIN FIZZ
Gin Tonic ist ein klassischer Longdrink aus Gin und Tonic Water. Das Mischverhältnis variiert je nach Geschmack von 1:1 bis 1:3 oder höher. Durch das Sodawasser wird der Gin Fizz zu einem prickelnden süß-sauer Erlebnis.
Rezeptur Gin Tonic;
4 cl Gin, Tonic-Water resp. Sodawasser, Limone, Lim-ette (je nach Geschmack auch Kräuter, Gewürze, Früchte etc.) oder Gurke und immer Eiswürfel.
Zubereitung;  1.) Den Gin in das Glas geben. 2.) An-schließend das Tonic Water öffnen (erst kurz vor Geb-rauch, um die Kohlensäure zu erhalten). Das Tonic Water langsam in das Trinkgefäß füllen, damit möglichst wenig Kohlensäure entweicht.
3.) Nun das Glas langsam bis zum Rand mit Eiswürfeln auffüllen und mit einem Cocktailstab vorsichtig verrühren.
4.) Abschließend den Glasrand mit einer Zitronen- oder Limettenscheibe  garnieren oder  wahlweise die Frucht-scheibe  in  das Glas  geben. Je nach Wunsch kann das Getränk mit Kräutern, Gewürzen oder Früchten verfeinert werden.
Varinate Gin Fizz Rezeptur; 4 cl Gin, Sodawasser, 4 cl Zitronensaft, 2 cl Zuckersirup und div. Eiswürfel
Zubereitung;  1.) Zitronensaft, Zuckersirup und Gin mit 5-6 Eiswürfeln in den Shaker geben, 2.) Verschließen und kräftig schütteln. 3.) Ein Longdrinkglas bereitstellen und den Drink durch ein Barsieb hineingießen. 4.) Mit Soda auffüllen, mit einer Zitronenscheibe am Glasrand garnieren.


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