Der Meltemi

(rev. 21.05.2020)

Der trockene Sommerwind der Ägäis

Es ist kein Märchen, aber es geschah vor langer Zeit und ist in meiner Erinnerung eingraviert. Die Irrfahrt von Mykonos nach Kea mit einer Charteryacht. Ein Höllenritt dem Meltemi gegenan! Bei tief blauem Himmel quälten uns zunehmende Windböen von bis zu 40 kn aus Nord und es baute sich ein gigantischer Wellengang auf. Die Jacht und wir wurden auf eine harte Bewäh-rungsprobe gestellt, denn es dauerte den ganzen Tag, bis die sichere Bucht von Kea, völlig erschöpft und durchnässt, erreicht hatten. Damals schwor ich mir, alles zu unternehmen, um nicht noch einmal in eine solche Situation zu geraten. Nun will ich das berüchtigte Hoheitsgebiet des Meltemi, die Kykladen, während der 3. Etappe meiner Segel-saison 2020 kreuzen. Aus allen möglichen Quellen bereite ich mich theoretisch auf eine sichere Fahrt vor. Dazu gehört zweifelsfrei eine „Meltemi-Lage“ rechtzeitig zu erkennen und die richtige Taktik anzuwenden. Die Infos und Daten, die für mich als „Eselsleiter“ oder Vorhersage-Checkliste dienen sollen, möchte ich auch mit anderen Seglern teilen. Eventuell hilft‘s beim nächsten Törn in der Ägäis, darum dieser Aufsatz.
Ich war recht erstaunt, aber einer der ersten Infos die mir über den Meltemi aufgefallen sind, war der Meltemi Ouzo <Infos über Link auf Flasche>. Unter Einfluss dieses Flaschengeistes wäre der beschrieben Törn womöglich in wesentlich entspannter Atmos-phäre verlaufen, oder auch nicht, wer weiß das schon!

schiffe-0106.gif von 123gif.de

<<  Meltemi ist kein Gewitter!
Für bessere Übersicht habe ich den Aufsatz in Themen unterteilt, die in den nachstehenden 5 Spoilern abgespeichert sind, mit Mausklick öffnet sich der gewünschte Inhalt.

1. Charakteristiken des Meltemi
Die wichtigsten Merkmale des Meltemi;

Wirkungsgebiet Frühling bis Herbst
Aktivität ganze Ägäis
Windgeschwindikeit 12-21 kn, in Böen bis zu 47 kn
Beaufort Skala 4- 5, in Böen bis zu  9 Bf
Dynamik tagsüber zunehmend, abends abflauend
Dauer 2– 4 Tage in Ausnahmefällen bis 12 Tage

Abb. 1 Darstellung einer stabilen Druckverteilung (Isobarenkarte) im Sommerhalbjahr Zur Erläuterung der H (Hoch)= Azorenhoch & T (Tief ) = Monsuntief
In den Sommermonaten wird meistens eine Druckverteilung wie oben abgebildet angetroffen, wodurch sich die vorherr-schende Windrichtung im ägäischen Seegebiet aus Nord bis Nord-West einpendelt. Dieser Wind, weht regelmäßig mit Windstärken von 2-4 Beaufort. Natürlich beflügelt er des Seglers Herz und sorgt für einen flotten Törn. Im Sommer-halbjahr wird er Meltemi genannt. Die Griechen nannten ihn Etesien (kommt von „etos“ = jährlich) oder im Türkischen bedeutet es „sanfter Wind“). Er pustet vorwiegend mit 4-7 Bf, kann aber innert Tagesfrist auch auf Sturmstärke zulegen.
Die meisten werden sich heute mittels Wetterkanal übers Handy oder einer Wind-APP informieren. Es gehört aber zur guten Seemanschaft, auch andere Quellen anzuzapfen. Es könnte ja sein, dass man, aus welchen Gründen auch immer, auf die Naturzeichen der Umgebung oder auf das Studium einer Wetterkarte mit Isobaren angewiesen sein sollte. In den nachstehenden Untertiteln werden diese Alternativen näher erörtert und sind mit viel nützlichem Wissen gespickt.

2. Kurzfristige Voraussagen 24 - 36 Stunden
Ein Wetter-Quiz an Bord ist nicht nur ein Zeitvertreib für län-gere Etmale sondern kann nebst Spaß auch viel Wissen bei-steuern. Sollte der Törn im Einflussgebiet des Meltemi statt-finden, lässt sich ein Quiz mit den aufgeführten Parametern durchführen. Durch regelmäßige Beobachtungen kann ein große Lerneffekt erreicht werden und zu einem sicheren Törn beitragen. Beherzigt das Sprichwort – „Übung macht den Meister“-, denn vermehrte optische Beobachtungen schärfen nicht nur die Sinne sondern ermöglichen als persönliches Rüstzeug kurzfristige lokale Vorhersagen. Als Belohnung für den Sieger eines Vorhersage-Wettbewerbs könnte ein Schluck aus der Ouzo-Meltemi Flasche winken. Nachstehend einige der wichtigsten Parameter;

Eigenschaften zunehmend trockener, kühler N–NW-Wind, ver-besserte Weitsicht, vorausgehende klare Nacht (viele Sterne) keine Taubildung an Deck
Barometer steigender Luftdruck, min. 3 bis 4 hPa in 12h
Optische Merkmale tagsüber Bildung von Cirrocumulus-Wolken, (Schäfchenwolken) aus SW bis W über das Firmament verstreut. Schon morgens über dem Festland Blumenkohlwolken und nachts zuvor kann man auch Wetter-Leuchten beobachten
Achtung Wenn der Luftdruck in der Region schnell und überdurchschnittlich Hoch ansteigt, muss mit einer längeren Starkwind Phase gerechnet werden!

Mit dem Meltemi und entsprechenden Windböen und Wellen-gang ist nicht zu spaßen

3. Übersicht berüchtigte Meltemi-Hotspots
Aus beiliegender Ägäis-Karte sind die Haupt-Windrichtung des Meltemi und seine Wirkungsweise optisch dargestellt.
Abb. 2, mit Mausklick öffnet sich die Karte
Markierte „Hotspots“ wie Düsenwirkung zwischen den Inseln und Fallwinde resp. Fallböen, je nach Topografie von Inseln und Buchten wie auch Kapwinde sind in der Meltemi-Hoch-saison mit größter Vorsicht zu begegnen.
Süd-Nord
öffnenden Buchten sollten grundsätzlich vermieden, spätestens bei aufkommen des Meltemi rechtzeitig verlassen, werden. Es droht Gefahr „eingeweht“ zu werden. Dies kann schwerwiegende Folgen haben wie Havarien oder sogar zum Schiffsverlust führen.

4. Verhaltensregeln bei Meltemi-Alarm
Sollte es der Terminplan erlauben, ist es das sicherste bei aufkommendem oder bereits aktivem Meltemi ein Auslaufen zu verschieben. Auch am Anleger oder in der Ankerbucht müssen Massnahmen zur Sicherheit getroffen werden. Nicht nur das Ankergeschirrs sollte überprüft sondern auch Belegeleinen verstärkt werden. Wo heftige Fallböen zu erwarten sind empfiehlt es sich, den Luftwiderstand des Schiffes (lose Segel, Bimini-Verdeck, Dingi etc.) zu ver-mindern. Lose Fallen sind festzuzurren oder zu spannen, denn diese sind nicht nur für die eigene Crew Nervtötend sondern auch für Nachbarschiffe ein graus!
Wenn ein Auslaufen nicht aufge-schoben werden kann, sollten nachstehende Verhaltensregeln beachtet werden;
1.) Im Aussenbereich alles fest-zurren und das laufende Gut kontrollieren.
2.) Im Innenbereich der Jacht alles Sturmfest verstauen und sichern.
3.) vorteilhaft Reff ins Segel einbinden (Hinweis unten).
4.) entsprechende Kleidung (Ölzeug) anziehen.
5.) Sicherheitsausrüstung (Weste & Lifeline) anziehen.
6.) Mahlzeit (Snacks) & warme Getränke vorbereiten.
7.) Reiseroute überprüfen & Plan B ausarbeiten.
8.) Wetterbericht nochmals prüfen!
Unterwegs ist immer mit unvorhersehbaren Ereignissen zu rechnen. Ein „Plan B“ sollte mit der Crew abgesprochen und ausgearbeitet werden. Daraus resultiert das abstecken von Nothäfen und sicheren Ankerbuchten. Bitte den Metemi-Ouzo erst nach anlegen im Zielhafen auspacken!
Hinweis zu Pos. 3: Ein zu viel eingebundenes Reff ist einfacher auszuschütten als eins einzubinden!
5. Meltemi und die Klimaerwärmung
Veränderungen durch die Klimaerwärmung sind allgegen-wärtig und können mannigfaltig beobachtet werden.

Wie lange noch?

Wie wird sich der Meltemi verhalten? Eine nicht leichte Antwort, den sie lässt sich vermutlich nur durch lang-fristige Beobachtungen und Analysen erfassen, die Klima-tologen arbeiten daran. Prog-nosen ohne Klimaerwärmung sind schon schwierig genug. Wenn die Zweifler und Igno-ranten nicht in so grosser Zahl wären, würde die Aus-wirkungen eher in den Griff zu bekommen sein. Nachstehende Punkte sind einer Überlegung wert und mahnen zur Vorsicht.

1.) Veränderungen durch Energiezufuhr
Energie durch Sonneneinstrahlung ist der Treibstoff der phy-sikalischen Abläufe in der Atmosphäre. Die Luftdrücke (H & T) sind eines der wichtigsten Merkmale in den Prozessen. Der Unterschied zwischen den Luftdrücken bewirkt Luftmassen-ströme vom Hoch zum Tief, welchen wir als Wind wahrneh-men. Die Atmosphäre ist bemüht einen Ausgleich zu schaffen. So bewirken höhere Druckdifferenzen heftigere Luftbewegun-gen welche durch die steigende Temperatur noch weiter verstärkt wird.
Ein Link öffnet die bildliche Darstellung der globalen Windsysteme, aus Klima der Erde.de

2.) Dynamische Atmosphäre
Durch die grössere Energiezufuhr werden in der Atmosphäre die Abläufe zusehends beschleunigt. Wetterfronten wechseln sich häufiger und intensiver ab. Dadurch werden Wettervor-hersagen problematischer. Das bemerkt man an den Wetter- und Wind-Apps. Die Fehlerquote steigt und die Unsicherheit der Nutzer nimmt zu. Zum dynamischen Wettermix kommt noch die Häufigkeit von außerordentlichen Ereignissen wie heftigen Stürmen, sintflutartigen Regenfälle und Hitzephasen hinzu. Durch die gestiegenen Wassertemperaturen treten immer häufiger Windhosen auf. Wann wird der erste Hurri-kane im Mittelmeer zu verbuchen sein? Die Aussichten sind getrübt und so müssen wir uns auch mit der optischen Wetterbeobachtung Vorort vermehrt auseinander setzten um besser gewappnet zu sein.

3.) Zukunft 2020
Im Jahr 2019 war das Wetter schon außergewöhnlich. Die Windvorhersagen spielten verrückt und Hitzephasen raubten die Lebenslust. Der Versuch, denn veränderten Rahmenbe-dingungen mit intensiverer Reisevorbereitung entgegen zu wirken ist gerechtfertigt. Dazu gehört auch das Studium resp. sammeln von Informationsmaterial über den Meltemi. Ich hoffe, im Sommer nicht allzu viele unvorbereitete Begegnun-gen mit ihm erleben zu müssen, wenn ja, dann nicht unvor-bereitet. Der nachstehende Aufsatz „Die Isobaren“ enthält alle wichtigen Informationen über die Möglichkeit anhand der Druckkurven die Windstärke zu berechnen. Erfahrungen mit dem Meltemi werden in den Törnberichten 2020 Einzug halten.

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Laudatio Mittelmeer

(rev. 21.04.2020)

Das Mittelmeer

– Die Wiege der Zivilisation – 

Vorwort zum Aufsatz über das Mittelmeer.

Liebe SegelnBlog-Leser, viele Male habe ich schon die Gelegenheit gehabt das Mittelmeer besuchen zu dürfen, sei es als Reisender oder als Segler. Immer wieder haben mich die Küstenlandschaf-ten, die Inselwelten wie auch die Metropolen, und nicht zu verges-sen, Menschen, Völker und Kulturen mit ihren vielen Facetten in ihren Bann gezogen.  Im nachstehenden „Aufsatz“ möchte ich eine Kurzfassung der wichtigsten Themen geben, die mich bei meinen Besuchen ans Mittelmeer fas-ziniert, beschäftigt und nachdenken ließen. Recherchen haben mir dann Einblicke in die Vielfalt und Zusammenhänge des Ganzen ge-währt. Ein Zitat bringt es auf den Punkt; „Reisen ist die schönste Art des lernens!“
Und nun, die ketzerische Frage; Wer hat den schon ausgelernt? Meine Erkenntnis; Solange ich denke, lebe ich, also bin ich, ich will die schönsten Dinge des Lebens erleben. Wo sollen den die Erleb-nisse herkommen, wenn nicht durchs Reisen? Vielleicht kann ich so bei meinen, heute sagt man wohl „Followers“ oder Gleichge-sinnte, den Anstoß zu mehr Lebensfreude injizieren, was ein Hauptthema dieses Blogs sein soll. 
Für Interessierte; Alle rot markierten Ausdrücke sind mit WEB-Links versehen!

Der Mittelmeerraum (Klick zum Lesen)

Die Entstehung der Kontinente

Der Ur-Kontinent Pangäa zerbrach zu Urzeiten und die Bruchstücke begannen zu driften, dies nennen wir den Kontinentaldrift. Die tektonische Landverschiebungen umschlossen einen kleinen Bereich des Urmeeres, die Landmassen rundherum wurden vor ca. 90 Millionen Jahren gefaltet und aufgetürmt und so entstanden die großen Gebirge um das Meer. Das Mittelmeer war geboren, welches von drei interkontinentalen Landmassen, Südeuropa, Vorderasien und Nordafrika, eingegrenzt wurde. Im laufe der Jahrmillionen änderte sich das Klima noch unzählige Male, auf unterschiedlichste Einflüsse wie Vulkanausbrüche und Eiszeiten zurückzuführen. In der letzten Kaltzeit erfuhr die Region ihre letzte markante Klimaveränderung, und begünstigte durch ihre Lage, konnte sich im Mittelmeerraum ein einzigartiges, mildes Klima einstellen. Heute bezeichnen wir es als Oelbaumklima, welche die geografische Ausbreitung dieser Baumart eingrenzt. Die Entwicklung der ganzen Region wurde durch dieses Merkmal beschleunigt und etablierte sich zur Wiege der Zivilisation.

Die Gebirge
Im Uhrzeigersinn, in Spanien beginnend, treffen wir auf folgende Gebirge. Die Sierra Nevada im Westen gefolgt von den Pyrenäen, im Norden das Zentralmassiv, die Alpen, und im Osten die Dinariden. Den Übergang zu Vorderasien markieren die Gebirge in Griechenland und der Türkei, die Pindos und Rhodopen sowie im Süden das Taurusgebirge. Die libanesischen Berge bilden den Abschluss zu den weiten Flachlandgebieten im Süden. Den Abschluss bildet das Atlasmassiv der Maghreb Staaten.

Die Gebirge ums Mittelmeer

Meerengen und Gewässer
Im Osten befindet sich die Meerenge des Bosporus zwischen der europäischen und der asiatischen Kontinentalplatte mit Zugang zum Schwarzen Meer. Sie entstand vermutlich erst vor 7‘500 Jahren als Auswirkung des steigenden Meeresspiegels. Zwischen dem afrikanischen Kontinent und der iberischen Halbinsel befindet sich die Meerenge von Gibraltar und erschließt den atlantischen Ozean im Westen. Grosse Zuflüsse versorgen das Mittelmeer mit Süßwasser. Die grössten sind die Rhone, der Po und der Nil. Wobei letzterer der längste Fluss Afrikas ist.

Die frühen Landbewohner  nannten die für sie unendliche Wasserfläche liebevoll „Mare Mediterraneum“, das so viel heisst wie; Das Meer inmitten (umschlossen) von Land

Die mediterranen Windsysteme
Die in der mediterranen Hemisphäre angetroffenen besonderen Windsysteme werden nicht nur durch die Gebirge, die Land- und Wassermassen sondern auch durch die globale Wetterlage hervorgerufen. Aus Unkenntnis dieser Zusammenhänge wurden sie bis in die Neuzeit gefürchtet, da sie aus heiterem Himmel auch Orkanstärke erreichen konnten. Heute erweisen wir gebührenden Respekt und können uns darauf einstellen. Die wichtigsten Windsysteme im Uhrzeigersinn in Spanien beginnend;

Darstellung Windsysteme Mittelmeer

Der Poniente, ein Westwind der auch Levante genannt wird, sollte er auf Ost drehen. Der Mistral ein Nordwind aus dem Rohne Tal und hat schon manchem das Fürchten gelehrt. Der Libeccio ist eher unbekannt, weht an Korsikas Küsten regenmässig in den Sommermonaten aus W bis SW. Er ist unter anderem für Saharastaub im europäischen Mittelmeerraum verantwortlich. In den Wintermonaten dreht er auf N bis NW-liche Richtungen und wird Tramontana genannt.
Die stärkste Winderscheinung im Mittelmeer heißt Bora und schaufelt polare Luft von N bis NE über die Dinariden in die Adria. Es wurden schon Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 km/h gemessen. Weiter Südlich in Griechenland heißt der NO-Wind Meltemi. Aufgebaut durch die Verschiebung der innertropischen Konvergenzzone (Monsuntief in Vorderasien und Azorenhoch) treibt er vorwiegen Anfang Sommer sein Unwesen. Zwischen den Inseln kanalisiert sich der Wind und erreicht Orkanstärke. Das Gegenstück ist der Scirroko (auch Chili genannt), der klassische S-Wüstenwind im südlichen bis südwestlichen mediterranen Seeraum, der auch schon Sandstürme und beträchtlichen Wellengang verursachen kann. Die Winde, Samum und Sharki sind alles gefürchtete Südwinde, aus den heißen Wüstenregionen zum Teil mit Sturmstärke wehend, jedoch örtlich begrenzt.

Geschichtliches
Erste nachweisliche Spuren von Menschen tauchen im Mittelmeerraum vor ca. 27‘000 Jahren auf. Die in der Nähe von Marseille, nach dem Entdecker Henri Cosquer benannten und heute überfluteten Höhlen, wurden erst im Jahr 1985 entdeckt.

In der Antike beherrschten verschiedene Hochkulturen in Teilen des Mittelmeerraumes. Jedoch erst den Römern gelang durch die punischen Kriege die ganze Region ihrem Einfluss unterzuordnen. Ihre Seeflotte, vorwiegend aus Galeeren bestehend, erzwang die Seeherrschaft. Daraus resultierte die Pax Romana eine friedliche Zeit wo die Mittelmeerregion zum ersten und zum letzten Mal vereint war. Diese Periode führte zur Erholung und zu Wohlstand. So verwundert es auch nicht, dass die römischen Machthaber beschlossen, das Mittelmeer umzutaufen und ihren Machtanspruch zu bekräftigten. Sie nannten es folglich „Mare Nostrum“, was so viel heißt wie „unser Meer“! Erst später beeinflusste die Völkerwanderung den Mittelmeerraum nachhaltig und führten zu Machtverschiebungen.

Maritimes
Schon in der Jungsteinzeit wurden Wasserfahrzeuge entwickelt und dienten vorwiegend dem Fischfang an den Küsten. Ägypter und später die griechischen Stadtstaaten waren die ersten Seefahrernationen. Wobei sich die ägyptischen Segelboote sich vorwiegend auf das Befahren des Nils konzentrierten, haben die Athener und Spartaner ihre Expansion mit Hilfe ihrer Seeflotte auf die ägäischen Inseln und aufs benachbarte Festland ausgeweitet. Wer kennt nicht die Sagen Homers über die Irrfahrten des Odyssee?

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Die Phönizier, Vorfahren der Libanesen, waren die ersten in der Antike welche sich trauten grössere Distanzen übers Meer zu segeln. Sie erschlossen sich Zutritt in entfernte Regionen und kamen durch Handel zu großen Reichtümern. Viele Siedlungsbegründungen, unter anderem Karthago, welche als Handlungsposten mit dem Hinterland genutzt wurden, werden ihnen zugeschrieben. Somit war ein großer Schritt in der Entwicklung getan, das Mittelmeer trennte die Völker nicht mehr, sondern hat sie verbunden.

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Landwirtschaft

Der fruchtbare Halbmond, ein halbkreisförmiges Gebiet ausgehend vom persischen Golf bis zum heutigen Ägypten wird als Ursprung des Ackerbaus und der Viehzucht bezeichnet. Durch die Domestizierung von Nutzpflanzen (Weizen, Gerste und Leim) wie auch der Nutztiere (Schaf, Ziege, Rind), konnte die Versorgung der Bevölkerung sichergestellt werden.

Der Handel mit diesen Gütern ermöglichte den Erwerb des begehrten Kupfer, Zinn und Eisens. Die Entwicklung ihrer Bewohner wurde schon früh durch den regen Handel beeinflusst und Begehrlichkeiten für andere Handelsgüter geweckt. Das brachte den Völkern und Kulturen Wohlstand aber auch kriegerische Auseinandersetzungen.

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Kulturelles

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Mit dem wachsenden Wohlstand erfuhr das kulturelle und spirituelle Leben Impulse und die abendländische Kultur war entstanden. In den Wissenschaften wurden erste Ansätze der Geometrie, Physik, Astrologie und Medizin entwickel. Die Baukunst wurde verbessert und es entstanden bis heute bewunderte Tempel und Bauten. Die Schrift konnte weiterentwickelt werden wodurch Wissen weite Verbreitung fand. Die Demokratie, im antiken Athen entwickelt, ist eine der Errungenschaften die wir noch heute pflegen. Man beachte, dass sechs der sieben Weltwunder in der Mittelmeerregion zu finden sind und somit deren kulturelle Bedeutung unterstreichen.

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Spirituelles

Die kulturelle und spirituelle Entwicklung der Mittelmeer Bewohner führten zu den ausgeprägten Götterkulten. Anschaulich die ägyptischen Mythologie, der bis ins Detail organisierte Olymp der Griechen und letzt endlich die römischen Gottheiten. Im ersten Jahrhundert n.Ch. wurden die römischen Götzenbilder durch die sich ausbreitende christliche Lehre abgelöst. Im achten Jahrhundert n. Ch. breitet sich ein weiterer Glaube wie ein Lauffeuer über die südliche Hemisphäre des Mittelmeers aus, der Islam. Nun beherbergt der mediterrane Raum drei der fünf Weltreligionen

Der Klimawandel

Der mediterrane Raumbereich hat der Menschheit viel gegeben, leidet heute aber unter der zunehmenden Bevölkerungsdichte. Die heutige Einwohnerzahl wird auf ca. 427Mio Menschen geschätzt. Jedoch schon in 30 Jahren wird die Region zur weltweit höchsten Bevölkerungsdichte emporsteigen. Der Wasserverbrauch wird eine der grössten zu bewältigenden Probleme darstellen. Der Verbrauch wird sich in den nächsten 30 Jahren vervierfachen. Schon heute hat ¼ der Bevölkerung keinen direkten Zugang zu Nahrungsmitteln. Die Kornkammer des Mittelalters, Griechenland, kann schon heute die eigene Bevölkerung nicht mehr ernähren. Zwanzig Millionen Einwohner haben keinen direkten Zugang zu Trinkwasser. In absehbarer Zukunft werden nicht nur Hungers- sondern auch Durstnöte die Region heimsuchen. Durch den Klimawandel verursacht werden heute Durchschnittlich bis zu 2°C höhere Temperaturen gemessen. Die Olivenhaine im Süden sind Teilweise schon vertrocknet. Wie viele Hinweise und Warnungen sind noch von Nöten bis der Mensch erkennt, dass es höchste Zeit ist gegen an zu steuern? Der Klimawandel hat die Region fest im Griff, es besteht jedoch Hoffnung. Die Landbevölkerung hat auch früher schon Katastrophen wie Erdbeben und Vulkanausbrüche überstanden. Nur waren diese Vorkommnisse nicht so global. Wird sie es diese Mal auch packen?

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Die Zukunft

Seit 27‘000 Jahren ist die Gegend besiedelt und hat Jahrtausende lang Hoffnung und Halt für die Bewohnern und Emigranten gegeben. Noch heute sehen 100‘000-de ihre Zukunft im mediterranen Raum. Sie emigrieren in Massen in den Mittelmeerraum und erhöhen die Spannungen. Marseille war in der Vergangenheit schon immer ein Schmelztiegel der kulturellen Verschiedenheiten und konnte sich bis heute behaupten. Aber wie lange noch? auch hier nehmen die Spannungen unverkennbar zu. Hat der Slogan, „wir müssen lernen zusammen zu leben“ immer noch Beachtung? Der Eindruck, abgedroschen zu sein, ist unverkennbar. Aber haben wir denn eine andere Chance?

Der Oliven-Zweig als Zeichen der Hoffnung

Das Mittelmeer, die Wiege unsere Existenz spricht zu uns, aber niemand hört hin! Was, wenn das Mittelmeer schon zu uns gesprochen hat?

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