Ausklang Segelsaison 2022

Pendenzen und Arbeiten ohne Happyend?

Den Ausklang der Saison feiere ich etwa nicht mit einem fulmi-nanten Abschlusstörn, nein, ich stürze mich in die Arbeiten auf Blue Whale. Dazu wähle ich die Preveza Marina als meinen Standort aus.
Meine Checklisten habe ich schon seit längerem erstellt und hacke alle erledigten Punkte enthusi-astisch ab. Wenn nur nicht Neue dazukämen, aber das kennt jeder Hobbywerker, denn während der Arbeiten kommen neue Ideen und vergessene Pendenzen tauchen auf wie Fata Morganas.
Die Liste gliedert sich in zwei Tabellen. Eine für die üblichen Arbeiten zum Aus-wassern resp. für das Winterlager und eine Zweite für alle Arten von Pendenzen und Refitarbeiten.
Die Instandstellung des rostigen Motorenraumes um den FP-Generator wieder einbauen zu können ist ein Task der viel Zeit beansprucht. Die Malerarbeiten benötigen wegen der hohen Luftfeuchtigkeit längere Trocknungsphasen. Während dieser Wartepausen widme ich mich der ersten Liste fürs Auswassern resp. das Winterlager.
Ein weiterer Versuch das NMEA2000 Netzwerk funktionstüchtig hinzube-kommen erweist sich als vergeudete Zeit. Mit Bordmitteln dem Problem beizukommen ist fruchtlos. Mehrere Geräte flackern bei gleichzeitigem Betrieb und der Autopilot, der „zweite Mann“ an Bord, verweigert den Dienst gänzlich. So verfliegt die Zeit bis zum Auswasserungstermin wie im Zeitraffer.

Die Rettungsinsel und die automatischen Schwimmwesten spe-diere ich zur Inspektion nach Levkas. Bei dieser Gelegenheit lasse ich mir den Installations-termin des Generators in der CM bestätigen.
Zum Baden komme ich nur selten dafür freue ich mich über Treffen mit befreundeten Segelcrews wo letzte Anekdoten über alles und jeden die Runde machen.
Nach der Auswasserung ist der Einbau des Generators ein kurzes Intermezzo. Auch gehören die restlichen Einwinterungsarbeiten für Schiff und Motor bald der Historie an. Die gewonnene Zeit nutze ich um etwas früher nach Patras zu fahren und die Stadt wie auch die Gegend zu erforschen.
Leider fällt der Besuch in Kylini enttäuschend aus, das Resümee der Rundfahrt; den Hafen nur im Notfall anzulaufen.
Die Heimreise mit der Fähre wird erneut zur Geduldsprobe. Dieses Mal wird die ca. 4 Std. Verspätung auf der Fahrt vertrödelt um Treibstoff mit gedrosselter Fahrgeschwindigkeit zu sparen. Natürlich, ohne vorher die Gäste wahrheitsgetreu zu informieren, so kursieren die verrücktesten Gerüchte an Bord.
Nach Ankunft in Ancona bin ich gezwungen durch den grossen Zeitverlust hier zu übernachten und die Heimreise erst Morgen fortzusetzen. Bald habe ich alle Varianten von Fährreisen, bis auf eine Havarie, durchlebt.
Ich bin froh, am Samstag gesund und wohlauf in der Schweiz anzukommen.
Die Saison ist vorbei und bald schon beginnen die Vorbereitungen für die nächste Segelsaison.

Logbuch Teil 1 Ausklang Segelsaison
07. Oktober 2022 Preveza Marina
Der Ausklang der Segelsaison ist mit Refit Arbeiten gefüllt. Ich wähle den Standort in der Preveza Marina, wo Blue Whale fest vertäut ist. So können uns Wetterkapriolen nichts anhaben. Zum Auswassern geht es dann in die Cleopatra Marina rüber.
Den Leser möchte ich nicht mit allzu vielen belanglosen Details ermüden und so liste ich die Logeinträge quasi im Telegrammstil auf:

08. Oktober 2022 PM (2. Arbeitstag)
Erfolgreicher Arbeitstag. Motorenraum bei Generatorstandort vom Rost befreit (geschliffen) und gereinigt. Nun steht Kon-servierung & Malerarbeit auf dem Programm. Die Rückmon-tage des Generators wird am Winterstandplatz in der Cleopatra Marina erfolgen.

09. – 13. Oktober 2022 PM (3. – 7. Arbeitstag)
Sonntag Konservierung Motor Raum danach Baden mit M&B an der Kiani Akti Beach in Preveza (Taverne Blue Coast). Heute soll Vollmond sein.
Montag Motorraum 1. Grund Anstrich.
Dienstag Motorraum 2. Grund Anstrich. Barometer gesunken, wolkig, Regen ab 1100 Uhr, ganzen Tag veränderlich mit kräftigen Böen aus NE. Essen in der Fischtaverne.
Mittwoch Motorraum Abschluss Malerarbeiten. Wieder schönes Wetter. Stromverbrauch in der Marina in 13 Tagen total € 20. Apero mit M&B.
Donnerstag Aufräumen der Bug- und Heckbereiche, unnützes Material in PW verstaut. Abendessen mit M&B in der Mythos Taverne.

14. & 15. Oktober 2022 PM (8. & 9. Arbeitstag)
Zwei Tage unbeständiges stürmisches Wetter. Wind Böen bis 30kn aus NE und viel Lärm wegen loser Fallen im Hafen. Weitere Arbeiten im Schiff, malen & aufräumen (sortieren).

16. – 19. Oktober 2022 PM (10. – 13. Arbeitstag)
Sonntag Endlich wieder schönes ruhiges Wetter. Habe den Auspuff des Generators installiert. Überfällige sortierte Ausrüstung aller Art im PW verstaut.
Montag Kühltruhe abgestellt & gereinigt, der Kühlschrank ge-nügt zurzeit. Mein Reststrom Guthaben beläuft sich auf € 2,38. Die Rettungsinsel & die Westen habe ich für den Transport zur Revision im PW verstaut.
Dienstag Sicherheitsausrüstung in Levkas abgeliefert. PW in der CM parkiert und mit Shuttle zu-rück nach Preveza gefahren. Das ruhige Wetter begünstigt Mosquito-Invasion im Schiff, vollglich schwere Kämpfe in den Nachtstunden.
Mittwoch Diesen Morgen hatten wir 18°C bei 1022 hPa. Der Herbst ist da. Der Landstrom stellt unangemeldet ab. Ich kaufe für € 2 Elektrizität zu. Habe das Hotel in Patras 2 Tage früher wie geplant gebucht. Bei der Polizei habe ich Blue Whale abgemeldet. Heute war mein letzter Tag in der Preveza Marina.

Das Logbuch geht in der letzten Rubrik weiter.

Logbuch Teil 2 Ausklang Segelsaison
20. Oktober 2022 Preveza – Cleopatra Marina
Vor dem Marina Wech-sel gehe ich zum Zoll um BW’s Papiere wie das Transit-LOG abzu-geben. Die Überfahrt nutze ich um voll zu tanken. Die mässige Strömung behindert das Anlegemanöver am Pontoon C nur gering. Den Rest des Tages verbringe ich mit Demontage Arbeiten der Deckausrüstung und mache Klarschiff fürs auswassern.
21. Oktober 2022 CM (Auswasserung)
Ein schöner aber etwas dunstiger Morgen begrüsst mich zum Aus-wasserungstermin. Um ca. 0900 ist BW den Fluten enthoben und wird mit dem Hochdruckreiniger bear-beitet. Es hat sich viel Gewächs angesammelt. Leider wird auch ein Teil des Antifoulings abgewaschen. Danach folgt der Transport zum Trockenplatz N° K25. Das Abend Essen wird mit einem stimmungs-vollen Sundown eingefärbt und später erwartet mich die Koje von Blue Whale.
22. Oktober 2022 CM (Trockenplatz 1. – 3. Tag)
Samstag Ein fast wind-loser Tag begleitet den Abschluss der „To Do“ Liste. Gegen Abend runden Duschen und Abendessen bei Panos den Tag ab. Das schwache Internet in der Marina ist unbrauchbar und so lese ich bis das Sandmännchen ruft.
Sonntag Den ganzen Tag ist Arbeiten und Packen bis zum Umfallen auf dem Programm. Abwechslung bringt das Ren-dezvous in Preveza am Abend mit G&C. Sie sind von einer 2-wöchigen Rundreise zurück. Beim Abendessen erfahre ich die neuesten Revier Infos. Es war ein entspanntes beisammen sein.
Montag Heute ist ab 0800 Hektik an Bord. Die Monteure vom TD bemühen sich den Generator in einem Stück im Motoren-raum zu platzieren. Um 1000 ist der Spuck vorbei. Meine belgischen Nachbarn G&C helfen die gerissene Winter Plane provisorisch zu reparieren. Welch ein Glück!

Dienstag 25.Oktober 2022 CM Preveza – Patras
Endlich um 1230 fahre ich nach Patras los. Es dauert seine Zeit bis ich mein Hotel in Patras finde. Um 1600 checke ich ein und hole mein Gepäck vom PW. Ich bin zu müde um etwas zu unternehmen. Zum Dinner gehe ich in eine empfohlene Taverne danach geniesse ich mein schönes Hotelzimmer. Schweren Herzens denke ich an BW und hoffe nichts ver-gessen zu haben.
Mittwoch 26.Oktober 2022 (Sightseeing Patras)
Erst ist Sightseeing in Patras angesagt. Da es nur wenige Sehenswürdigkeiten zu ent-decken gibt (Patras Castle, St. Nicolas Stairway & Marina) entschliesse ich mich am Nachmittag einen Ausflug nach Kylini anzuhängen.
Dort esse ich nahe der „ausbaubedürftigen“ Marina. Eine sehr enttäuschend ausgefallene Rundreise.

Donnerstag 27.Oktober 2022 Etappe 1 Abfahrt Patras
Leider muss ich schon um 1200 das Hotel räumen und fahre zum Fährhafen West. Dort fängt die lange Warterei an. Erst um 1500 Uhr ist Boarding time. Nach einigen Rundgängen auf der „Europa Palace“ geniesse ich die Abfahrt und den Sonnen-untergang. Die Grimaldi Fähre ist ein schäbiger Kahn. Ver-pflegung & Getränke sind teuer und so betäube ich mich mit einer kleinen Flasche Ouzo vom Duty Free Shop und schlafe wie ein Lamm.

Freitag 28.Oktober 2022 Etappe 2 Ankunft Ancona
Die Fahrt zieht sich in die Länge. Um 1400 sind wir erst auf der Höhe von Bari und kommen in der Dämmerung um 1830 in Ancona an. Bis ich von Bord kann ist es schon 2000 Uhr.

Morgenstimmung in der Adria

Es machte keinen Sinn die über 8 stündige PW-Fahrt in die Schweiz bis in die frühen Morgenstunden zu riskieren darum fahre ich zum MH-Hotel. Ich kann unangemeldet ein freies Zimmer buchen. Was für eine Wohltat nach der nervigen Fähre ohne Geräusche in einem richtigen Bett zu liegen.

Samstag 29.Oktober 2022 Etappe 3 Heimfahrt CH
Wegen der Zeit Umstel-lung (1 Std gewinn) bin ich schon um 0700 wach und schlage mir den Bauch am Frühstücks-buffet voll. Erst Tanken danach mit Vollgas Richtung Norden. 1000 Uhr erster Stopp vor Bologna danach geduldig die Auflösung des ca. 5km Staus absitzen. 1330 die Mailand Umfahrung mit zweitem Tankstopp kurz vor der CH-Grenze. Gewohnt nerviges vorankommen in der CH, aber um ca. 1800 ist es endlich geschafft.

Sonntag 30.Oktober 2022 Abschluss Segelsaison 2022
Das Ende der Segelsaison 2022 ist Tatsache. Vieles muss über die Winterzeit überdacht, Pläne geschmiedet und Reservatio-nen getätigt werden. Natürlich ist die Webseite auch auf den neuesten Stand zu bringen was viel Zeit beanspruchen wird. Es wird mir bestimmt nicht langweilig und wenn, dann träume ich eben von der Segelsaison 2023!

Die Bildergalerie kann über diesen Link geöffnet werden:
Bilder Ausklang Segelsaison 2022“ (Link ist z.Z. in Bearbeitung)


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Warum ist ein Schiff eine SIE?

NOMEN est OMEN
Eine ketzerische Frage, die in der aktuellen Genderdebatte sprich-wörtlich abgesoffen ist. Weil es nicht um männliche Namensge-bung geht brauchte die maritime Zunft nicht zu kontern, denn ihre Traditionen sind unantastbar und werden verteidigt. Die Taufe von Schiffen wird schon seit Jahrhunderten vor Christus praktiziert.
Das Sprichwort im Untertitel nimmt Bezug auf den Namen, sie ist mehr als nur ein Name. Sie weist auf die Vorsehung oder ein Omen für das getaufte Schiff hin. Natürlich im positiven Sinn. Meist wurden weibliche Namen verwen-det, aber auch geografische und astronomische Begriffe, Personen, Fabelwesen und auch Tiere fanden später Einzug. Interessant ist, dass alle Namen für Schiffe mit dem Artikel „die“ geführt werden, also weiblich sind.
So ist geklärt, dass Blue Whale eine „Sie“ ist und ihr Omen sich auf etwas Grosses resp. Gigantisches stützt, ein Synonym von Stärke. Meine Blue Whale wird sich über diese erbauenden Worte mächtig freuen und mir die nächsten Missverständnisse an Bord mit einem Schmunzeln vergeben, so hoffe ich jedenfalls.
Seefahrer sind ein abergläubi-sches Völkchen und so ist es unpopulär den Namen seiner Jacht zu wechseln oder den der Freundin oder Frau zu verwen-den. Falls das Schiff eine Havarie erleidet oder sinkt, geht mit ihr nur der Name aber nicht die Beziehung unter. Gott behüte, wenn es ein Mann ist, dies würde der Partner-(in) Unglück bringen.
Der Lock Down in Corona Zeiten treibt ungewöhnliche Triebe. So habe ich während des Surfens im Web zufällig, einen in gewohnt humorvollem Englisch abgefassten Text gefunden, der sich mit der weiblichen Namensgebung der Schiffe auseinandersetzt. Der Text hängt in einem typisch urchigen Pub im südenglischen Falmouth, „The Chain Locker“. Dieses überaus zutreffende Gedicht möchte ich euch nicht vorenthalten und habe noch (m)eine freie deutsche Übersetzung hinzugefügt.
Des engl. Seemanns Wohnzimmer, stimmungsvoll & gemütlich

Nebenbei bemerkt;
„Ist dir schon mal aufgefallen, warum grosse Schiffe immer Frauennamen tragen?“ „Das kommt daher, dass sie so schwer zu steuern sind.“


Das Gedicht in Englisch
Why a ship is called a “SHE”?
A
ship is called a she, because there is always a great deal of huzzle around her;
There is usually a gang of man about and she has waist and stays;
It takes a lot of paint to keep her good looking
and
it is not the initial expense that breaks you, it is the upkeep;
She can be all decked out and it takes an experienced man to handle her correctly;
Without a man on the helmet she is absolutely uncontrollable;
She shows her topside, hides her bottom
and
when coming into post, always heads for the buoys.
Die Deutsche Übersetzung

Warum ist ein Schiff eine “SIE”?
weil um sie immer eine grosse Aufregung herrscht
weil sie meist von Männerbanden umschwärmt wird
weil ihre Taille und Kurven keusch und rank sind
weil sie mit Farbe gut aussieht
weil dich nicht die Beschaffungs- sondern die Unterhaltskosten ruinieren
weil sie voll ausstaffiert immer noch einen erfahrenen Matrosen braucht
weil sie ohne Mann am Ruder völlig unkontrollierbar ist
weil sie nur ihre Aufbauten zeigt aber ihren Rumpf verbirgt
und weil sie beim Anlegen immer die Boys (Bojen) ansteuert.

Ich hoffe das „Gedicht“ hat auch deine Fantasie angeregt. Wenn nicht, versuche die beschriebene Eigenschaften gedanklich auf dein Schiffchen zu übertragen und du wirst erkennen, wie der Text seine tiefsinnige Bedeutung offenbart. Ich habe sogar Blue Whale mit der Anker-kette rascheln hören, aber das waren wohl die Spätfolgen des Lock Downs.

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Dieselpest

„BIO & DIESEL“ eine fatale Allianz

Blue Whale möchte mit diesem Artikel die Aufmerksamkeit der Wassersportfreunde auf ein leidiges Thema richten, die Dieselpest! Dieselpest und Corona-Virus scheinen sich verbündet zu haben. Das erstere greift unsere Gesundheit und das zweite unser heiß geliebtes Wassergefährt an.
Beides sind Bakterien, verbreiten sich lautlos und unkontrolliert nicht nur im Dunkeln, um uns hinterlistig zu überfallen und zu bestrafen. Beide beschneiden unsere Bewegungsfreiheit an Land oder auf dem Wasser. Warum Segler vorwiegend von der zweiten Angriffswelle, der Dieselpest, betroffen sind, wird der Bericht dar-legen. Wer in dieser Hinsicht noch keine Erfahrungen gesammelt hat, ist entweder ein Glückspilz oder wird Kurz-  oder Mittelfristig in die eine oder andere Bakterienkeulen laufen.

Die Ursache
Konzentrieren wir uns auf die Dieselpest, denn dieses Phäno-men beherrscht zurzeit nicht die Schlagzeilen hat aber Aus-wirkungen auf unsere Sicherheit auf See. Wie gewöhnlich
erschaffen wir unsere Probleme selbst. Die ehrenhafte Absicht, den CO2-Ausstoss durch Biokraftstoffe zu reduzieren, hat sich in vielerlei Hinsicht als Trugschluss und Bumerang erwiesen. Die Diskussion  „Tank oder Teller“  ist sicher gerechtfertigt, aber für uns Yachties eher untergeord-net. Das Thema repräsentiert sich für uns aus einem anderen Blickwinkel und manifestiert sich quasi als Zeitbombe. Man bedenke, dass bei Segeljachten der Dieseltreibstoff eine län-gere Verweildauer im Tank hat, natürlich der Fortbewegungs-art geschuldet und so beginnen in der Zeitachse unkontrol-lierte Prozesse im Tank zu laufen.

Die Prozessfaktoren
Temperaturschwankungen verursachen Kondensat Bildung in jedem Tank. Der Bioanteil im Diesel fängt an sich durch Aufnahme von Kondenswasser zu zersetzen resp. aufzulösen. Wärmezufuhr beschleunigt diesen Alterungsprozess erheblich, vor allem im sommerlichen Trockenlager der Jacht. Seit der Bioanteil im Diesel auf 7% erhöht wurde arbeiten die Mikroorganismen im Akkord. Das Produkt des Prozesses, breitet sich wie ein schwarzes Leichentuch am Boden des Dieseltanks aus und wird im Inspektionsgang als klebrige, abgestorbene Masse wahrgenommen. Es bereitet sich heimtückisch und zielstrebig auf den fatalen Frontalangriff vor.

Der Antrieb versagt
Erst bei stärkerem Wellengang erfolgt eine Durchmischung des gesamten Tankinhaltes. Nach starten des Antriebs wird schon bald der verunreinigte Treibstoff angesaugt und all-mählich, je nach Befall des Diesels, Leitungen und Filter ver-stopft. Der Motor raucht anfänglich, fängt an zu stottern, röchelt etwas später, meist genau in der Hafeneinfahrt, und stirbt kurz danach im aller dümmsten Moment. Die Jacht mutiert zum „Sterbenden Schwan“. Weil Wind meist Wellen-gang erzeugt droht ohne Antrieb Abdrift und eine folgen-schwere Havarie ist fast unvermeidbar.
Blue Whale hat das Schicksal zum Glück auf offener See bei Gegenwind und Wellengang ereilt und so konnte mit Wind-kraft zum Ausgangsort zurück gesegelt werden. Die herbei-gerufene  EmergenSea  (Seenotrettung)  musste „nur noch“ das Einschleppen in die Marina übernehmen welches ein kurzes aber ungeheuer teures Unterfangen war!

Konsequenz & Reaktionen
Konsequenz
Es muss ja nicht immer zum Boots Gau kommen, aber durch den verunreinigten Treibstoff wird nicht nur die Funktion des Dieselantriebs in Leidenschaft gezogen. Die gesamte Tank-anlage inkl. Zubehör ist betroffen und kündigt sich anfangs mit schwarzen Abgasen an.
Weil der Biodiesel aggressiver als fossiler Treibstoff ist, greift er ungeeignetes Material und Beschichtung an und zersetzt diese. In der Folge verstopft er nicht nur den Filter sondern schädigt zusätzlich die Zylinder und Brennkammer des An-triebs. Weil nicht alle Bauteile aus Edelstahl gefertigt werden können, muss für Yachten generell der Einsatz von Biodiesel in Frage gestellt werden.

Reaktionen
Bild unten; 20.05.2018 Motorversagen, die Blue Whale wird in die Marina Veruda in Kroatien abgeschleppt.
Reaktionen beschränken sich auf ähnliche Artikel und Aufrufe verhallen ohne Echo. An den Mittelmeerküsten musste man leider schon immer mit verunreinigtem Treibstoff rechnen.
Man ist das Risiko mangels Alternativen eingegangen. Wer kennt die kleinen behelfsmäßigen Tankfahrzeuge an den Promenaden der Stadthäfen nicht? Diesel konnte nur mit Mühe von Nutzwasser (Zysterne, kein Trinkwasser) unter-schieden werden. Die Situation könnte wegen dem Bioanteil eskalieren. Die Deklaration des Treibstoffs war schon immer mangelhaft und die Konsistenz des angebotenen „schwarzen Goldes“ unbekannt. Der genügsame Diesel-Jockel hat alles geschluckt, manchmal etwas Russ und Rauch als Protest aus-stoßend, aber er verrichtete seine Arbeit stehts zuverläßlich. In naher Zukunft werden wir uns vermutlich nach dem Anle-gemanöver beglückwünschen und „Pest und Motorbruch“ zu-rufen, welche Ironie.

Aussichten
Die Aussichten sind vermutlich schlechte, weil Charterer und Versicherer sich dem Problem verweigern. Die Marinas sehen andere in der Verantwortung und die Diesel Lieferanten be-haupten das es nicht ihre Idee war.

In den Statistiken der Seenotretter ist die Havarie wegen Mo-torversagens schon seit längerem an der Spitze und deren Ursache sehr wohl bekannt. So bleibt der „Schwarze Peter“ bei uns Skippern hängen und bedeutet, Kontrolle des Öltanks, Biodiesel vermeiden und Additivzusatz dosiert anwenden. Aber aufgepasst, nur Biozid freies Additiv ist erlaubt. Produkte auf Chemiebasis oder mit Zusatzstoffen sind verboten!

Prävention?
Wenn die Herkunft des Treibstoffs fragwürdig ist und das Tanken dringlich ist wird empfohlen Additive als präventive Massnahme anzuwenden. Dazu der folgende Filmbeitrag der Firma XBEE , der die Problematik gut veranschaulicht. Auch als Prä-vention lässt sich das „Wunder-mittel“ anwenden. Bis auf gestie-gene Betriebskosten sind keine negativen Folgen bekannt.
Auf die jährliche Kontrolle des Dieseltanks würde BW trotzdem nicht verzichten. Nachfolgende Pumpvorrichtung vereinfacht das Absaugen von verunreinigten Schichten am Tankboden und trägt für eine erhöhte Sicherheit der Folgesaison bei. Sollte die Saison 2020 wegen Corona über-sprungen werden müssen, so wäre Vorteilhaft, die Wartung in diesem Sommer inkl. Beigabe des Additivs zu tätigen.

So hofft Blue Whale, dass sich alle Eigner einer ungetrübten Was-sersportsaison 2021 erfreuen werden. Attacken beider Bakterien, Pest oder Virus, sind in die Schranken gewiesen und „hoffentlich“ nachhaltig eliminiert!

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