Medicane

ES BRODELT IN DER WETTERKÜCHE

Im September 2020 habe ich nicht schlecht gestaunt, als die Schlagzeilen von einem Medicane im Mittelmeer berichteten.Ich will ehrlich sein, nachdem ich die Schlagzeilen verdaut habe, hat mich die Bezeichnung „Medicane“ etwas irritiert, denn ich wusste nicht wo ich den Begriff einstufen sollte. Als ich aber die verheerenden Bilder sah und die zugehörigen Berichte las, ging mir das berüchtigte Licht auf! Den Betroffenen im südionischen Griechenland hingegen gingen die Lichter sprichwörtlich aus!
Nach den Aufsätzen über den Meltemi und die Isobaren ist dieser Bericht nur eine logische Ergänzung der vorgängigen Themen.
Was war geschehen? Ein kleiner Rückblick mit recherchierten Fakten der Geschehnisse soll helfen dieses Phänomen einzuordnen und die Wassersportfreunde im Mittelmeer aufzurütteln. Nur zu leicht geraten Tragödien dieser Art in Vergessenheit und könnten nebst materiellem Schaden fürs Schiff auch grosses Leid für die Crew bedeuten.
Wie sich meteorologisch ein Medicane entwickelt kann auf dem nachstehenden <Videolink des SRF> beobachtet werden! Wichtiger Hinweis; Erst Video starten, dann Wiederholungstaste links unten drücken.
In den folgenden 4 Spoilern werden die Merkmale eines Medicane aufgearbeitet;

1.) WAS oder WER ist ein Medicane
Immer wenn die Wissenschaft oder Gelehrten ein neues Wort kreieren versucht der interessierte Leser, eine logische Erklä-rung zu finden. In diesem Fall wird es einem nicht schwer gemacht, denn der Medicane hat nichts mit Medizin zu tun sondern soll einen kleinen Hurrikan im Mittelmeer bezeichnen.
Bild unten; Die Wettersituation am 19.09.2020 über Europa!
Der Begriff „Medicane“ entstand aus einer Wort-schöpfung aus „medi-terran“ und dem engli-schen Wort „Hurricane“. Der Begriff kam schon in den 1980-er Jahren auf, als in den Herbstmonaten über dem Mittelmeer orkanartige Wolkenstrukturen auf Satellitenbildern beobachtet wurden. Ob dies frühe Anzeichen der globalen Erderwärmung und deren Folgen geschuldet waren, ist bei den Meteorologen weiterhin umstritten.
Eines aber ist gewiss, mit zunehmenden Wassertemperaturen hat ihre Stärke und Häufigkeit zugenommen. Kleinere Tornados oder Wasserhosen haben sich mittlerweile im „Mare Nostrum“ etabliert und sorgen für wenig Spektakel. Welche Mixtur die Wetterküche benötigt um solche Monster wie das Medicane zu kreieren wird im nächsten Spoiler beschrieben.
2.) Rezeptur & Auslöser eines Medicane
Medicanes, außertropische Wirbelstürme, entstehen meist nur dann, wenn in der herbstlichen Wetterküche nachstehende Zutaten bereitgestellt werden;
                         Schematische Grafik unten nach Jan Bindseil
1. Ein Kaltluft-ausbruch (Strö-mung) aus den gemäßigten Brei-ten in Richtung Äquator.
2. Ein stationäres Tief in den höhe-ren Luftschichten.
3. Eine warme Meeresoberfläche mit min. 26°C
4. Ruhige Wetterlage, so dass kondensierenden Luftmassen aufsteigen und einen Wolkenwirbel bilden können.
Nachdem mit ca. 200 km Aussendurchmesser und den Gewit-tertürmen nun alle Voraussetzungen für einen Medicane ge-schaffen sind, fehlt es an der benötigten Wasseroberfläche. Im Mittelmeer begrenzen die Landmassen die Entfaltung der Corioliskraft welche dann zu schwach ist, um die aufsteigen-den warmen Luftmassen mit dem nötigen Drehimpuls zu ver-sorgen. In der Regel zerfällt diese Konstellation bereits nach wenigen Stunden und endet als gewöhnliches Gewitter. Ein Medicane kann so nicht selbständig entstehen und braucht eine Starthilfe von aussen!
An der Vor-derseite be-sorgt dies heiße Luft aus der Sahara, die von einem Schirokko nordwärts getrieben wird. An der Rückseite wird der Wirbel von atlantischer Kaltluft (Mistral / Bora) ge-puscht, die ins westliche Mittelmeer strömt. Da Medicanes selten einen Durchmesser von mehr als 200 km erreichen und ihre Wärmezufuhr zu gering ist, fehlte es ihnen zudem an kinetischer Energie. Ein Medicane konnte sich daher (bisher!) nicht aus eigener Kraft erhalten oder gar verstärken! Bei einem Hurricane erreicht der Wind seine größte Stärke um das windstille Zentrum, bei einem Medicane entlang der Spiralarme seiner Fronten, vor allem bei deren Okklusion.
Nach der Okklusion beginnt der Motor meist zu stottern, das System zerfällt oft schon Stunden nachdem es sich gebildet hat. Bei „Udine resp. Ianos“ hingegen schien es, als würde der Wind immer enger um das Auge kreisen. Bewirkt haben könnte dies die Wassertempe-ratur im Ionischen Meer. Noch im September war sie so hoch, dass manche Prognosemodelle die Bildung eines tropischen Wirbelsturms im Mittelmeer nicht mehr ausschließen konnten. Deshalb könnte „Ianos“ der erste Medicane gewesen sein, der sich selbst über längere Zeit erhalten konnte.Sollte die Klima-erwärmung weiter so fortschreiten, wird er nicht der letzte gewesen sein.

September und Oktober gelten als gefährlichste Monate. Medicanes drehen sich, wie jedes andere Tiefdruckgebiet auf der Nordhalbkugel auch, gegen den Uhrzeigersinn. Sie errei-chen maximal die Windgeschwindigkeiten eines Klasse-Eins-Hurricanes.
Auch bei Medicanes gibt es eine Klassifizierung:
♣ Mediterranean Tropical Depression: Windgeschwindigkeiten unter 63 km/h
♣ Mediterranean Tropical Storm: Windgeschwindigkeiten von 64 bis 111 km/h
♣ Mediterranean Hurricane: Windgeschwindigkeiten ab 112 km/h (Ianos)
Bild unten: Windgrafik Medicane 17.09.20
Ebenso ge-fährlich wie der Wind sind die gro-ßen Regen-mengen, die sie mit sich führen. Die Zugrichtung von Medicanes wird von der Westwinddrift be-stimmt. Deshalb ziehen sie in östlicher Richtung und nicht wie ihre Verwandtschaft westwärts über die Ozeane.
Seit Beginn der Aufzeichnungen wurden an die zwanzig Medi-canes dokumentiert. Ähnlich wie bei Hurrikans, gab es auch Jahre in denen sie vermehrt auftraten und solche die völlig frei von diesen außertropischen Wirbelstürmen waren.

3.) Drehbuch des Medicane IANOS
Donnerstag 16.09.2020 UTC 08:00 (Bild lin. mit Klick öffnen) Südlich von Italien formt sich im Laufe des Mor-gens über dem warmen Mittelmeer ein subtro-pisches Sturmtief. Als sich im Sturmzentrum ein Auge ausbildet wird er zu einem außertropi-schen Wirbelsturm hoch-gestuft. Nun ist er ein Medicane mit knapp über 300 km Aussendurchmesser und heißt Udine. Er bewegt sich auf die südlichen Ionischen Inseln resp. den Peloponnes zu. Wer noch nicht nach Norden geflüchtet ist versucht eine sichere Bucht oder Anlegestelle zu erreichen.
Donnerstag 16.09.2020 UTC 14:00
Medicane-Alarm in Griechenland!
Die Griechen taufen den Wirbelsturm in „Ianos“ um. Schipper, die der Alarm erreicht, versuchen nach Norden zu entkommen. Alle anderen rüsten sich fürs Unwetter und suchen verzweifelt nach einem geeig-neten Unterschlupf.
Donnerstag 16.09.2020 UTC 18:00
Schon im Laufe des Tages setzen heftige Regenfälle ein. In der Nacht zum Freitag errei-cht der Sturm dann die Küste. Die Windspitzen erreichen bis zu 140 km/h. Die Regenmengen können, besonders auf den Inseln, bis zu 300 Liter pro Quadratmeter erreichen. Es ist mit Überschwem-mungen und Erdrutschen zu rechnen.
Donnerstag 16.09.2020 UTC 22:00
In den Fischerhäfen und Ankerbuchten ist die Hölle ausge-brochen. Die Skipper kämpfen mit Crew und Maus um die Jachten zu sichern, ja vereinzelt sogar ums Überleben.
Freitag 17.09.2020 UTC 02:00
Die Böen erreichen Windstärke 10 – 11. Langsam drehen die Winde von SE nach E. An Land werden verehrende Schäden gemeldet. Die Stromversorgung fällt vielerorts aus.
Freitag 17.09.2020 UTC 06:00
Der Wind dreht weiter nach NE und schwächt sich etwas ab.
Freitag 17.09.2020 UTC 10:00
Der Sturm wütet den ganzen Morgen weiter. Wer nicht schon vorher in Panik geriet, der hat nun auch keine Kraft mehr dazu. Etliche Jachten sinken und stranden.
Der beiliegende <Video-Link> zeigt Eindrücke aus Kefalonia!
Freitag 17.09.2020 UTC 14:00
Der Medicane schwächt sich zu einem mächtigen Sturmtief ab und zieht an der Küste des Peloponnes langsam in Richtung Libyen ab.
Freitag 16.09.2020 UTC 18:00
Wegen der drehenden Win-de kämpfen im südionischen Meer die Jachten mit dem chaotisch hohe Seegang. In den sonst so sicheren Buch-ten versuchen die Jachten den mörderischen Wellen zu ent-kommen.
Samstag 17.09.2020 UTC 04:00
Der Spuk ist vorbei, die hellenische Küstenwache gibt Ent-warnung. Alle, Anwohner und Schiffseigner sind um ein nicht zu beneidendes Abenteuer reicher geworden. 
4.) UDINE oder IANOS
Zwei Segler sitzen beim Sundowner in Gedanken versunken bis der eine Fragt: „Kannst du dich noch an Erika erinnern?“ Der andere verdreht die Augen und bemerkt: „Meinst du die, die so stürmisch geblasen hat?“.
Wäre nicht die Namensgebung von Tiefdruck- und Hoch-druckfronten alltäg-liche Routine müsste man auf unsittliche Gedanken kommen. Das Taufen von Wetterfronten ist weltweit zur Tradition ge-worden und funktioniert Länder- und Kontinent übergreifend. Auch dieser Zyklon wurde getauft, ungewöhnlich ist nur, sie oder er hatte sogar zwei Namen!
In der Namensgebung wird auf die alphabetische Reihenfolge beider Frontarten geachtet. Wer geglaubt hat, dass die Gen-derwächter schlafen, der hat sich geirrt! Weibliche und Männ-lichen Namen unterliegen einem jährlichen Turnus. In geraden Jahren hören Hochdruckgebiete auf männliche und Tiefdruck-gebiete auf weibliche Namen. In ungeraden Jahren ist es um-gekehrt. In unserem Fall ist mir aufgefallen, dass sich die Italiener wohl geirrt ha-ben, denn es war ein männ-liches Orkantief und hätte einen würdigen Namen ver-dient, wie peinlich. Die Griechen haben dies bemerkt und hielten es für erforderlich den Irrtum zu korrigieren. So ist aus der Udine der Ianos geworden, was heute im Trend liegt.
Wenigen Wetterphänomenen kann ein Sinn der Namensge-bung nachgesagt oder abgerungen werden, aber auch diesbe-züglich bin ich fündig geworden.
Warum sich die Italiener für den Namen „Udine“ entschieden haben, wird ihr Geheimnis bleiben, denn Udine, selten auch Undene, französisch OndineWassergeist“, „Nixe“) ist ein weiblicher, jungfräulicher Wassergeist (s. Bild links). Sie gehört zu den sogenannten halbgöttlichen Elementargeistern. Also ein Name, der meinem Erachten nach, bei der „jungfräu-lichen“ Entstehung des Sturmtiefs gut gepasst hat. Eine äusserst scharfsinnige Beobachtung der Italiener.
Die Griechen wollten den Italienern in keiner Weise nachstehen und suchten nach einem tiefsinnigen Namen. In der Namens-gebung verbirgt sich ver-mutlich die Mentalität der Hellenen, die schon immer den Hang zur Dramaturgie und Mythologie hatten. Mit „Ianos“, auch „Ianus“ geschrieben, haben sie sprichwörtlich „den Nagel auf den Kopf“ getroffen. Janus ist in der ursprüng-lichen römischen Mythologie beheimatet und weist mit dem Namen Janus (lateinisch Ianus) auf die römische „Gottheit des Anfangs und des Endes“ hin. Er gehört zu den ältesten römi-schen Göttern (Bild s. oben)

Nicht jede Frage gibt eine Antwort her;
Warum wurde dieser Name gewählt? Hat es etwa damit zu tun, dass der Medicane von Italien kam? Wohl kaum. Eines aber ist gewiss, „Ianos“, der außertropische Wirbelsturm, hat für viele Wassersportfreunde und nicht zu vergessen für Land-bewohner „den Anfang vom Ende“ symbolisiert! Wahrlich, wie in der antiken römischen Bestimmung der Gottheit.

Blue Whales Schlusswort
Blue Whale hatte in Bari zum Glück ca. 450 km Abstand zum Zentrum des Wirbelsturmes. Auch hier machte den Menschen heftige Windböen zu schaffen. Blue Whales Abdeckplane wurde in Mitleidenschaft gezogen und so kann man erahnen, welche Kräfte in unmittelbarer Nähe gewirkt haben müssen.
Ältere Griechen versicherten, dass es solche schweren Stürme in dieser Regelmäßigkeit früher nicht gegeben habe. „Ich stand bis zu den Hüften im Wasser“, sagte eine 86-Jährige am Samstag dem örtlichen Fernsehsender in einem stark betroffenen Dörfchen. „Wir hatten auch früher mal Stürme, aber nie so gewaltig.“
Uns Skippern könnte trotz regelmässiger Wetterbeobachtung ein solches saisonales Unwetter ereilen, denn mit der Geschwindigkeit wie sich diese Ungeheuer entwickeln und herumziehen ist atemberaubend und kein Kraut gwachsen.

Blue Whale und ich bleiben den Lesern einen „guten Ratschlag“ schuldig. Wir sind beide froh, diesem Drama dank „Corona“ entkommen und nicht ausgesetzt gewesen zu sein.

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Eine unendliche Geschichte

Fantasie, Mythologie oder nur Seemannsgarn?

Ein Zitat von Albert Einstein;
Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
Eine visionäre Aussage für jemanden der unser Dreidimensional System um eine Vierte erweitert hat. Vermutlich ahnte er, bezogen auf die Aussage, dass es eine fünfte Dimension geben muss? Raum und Zeit können wir heute nachvollziehen, aber könnte die fünfte Dimension, wie einige proklamieren, ein Bewusstseinszu-stand sein, welcher die Fantasie einschließt? Wer weiß das schon! Eins ist aber sicher. Folgende Geschichte stellt unter Beweis, dass Fantasie wahrhaftig keine Grenzen kennt und Blue Whale’s Fazit dazu ist: „Nur die Unendlichkeit selbst kann sich begrenzen!

Wie alle begann

Fantasie – Mythologie & Glauben,
<< ägypt. Sonnengottheit Re
Bedeuten nicht die drei Begriffe schlussendlich das Gleiche und unterscheiden sich nur von der Epoche ihrer Betrachtungsweise?
Die Fantasie hat von Anbeginn der Menschheit die Kreativität ange-trieben und zum stetigen Fortschritt geführt. 
Die Mythologie könnte als ein Pro-dukt der Fantasie erachtet werden, oder war es mehr als das? Warum entwickelte jede Hochkultur daraus ihren Glauben und verehrte ihre Gottheiten?
Wo lässt sich der Seemannsgarn einordnen? Die Überlieferung der griechischen Mythologie ist uns Seefahrern vermutlich am geläufigsten. Die Argonauten der Antike beteten für eine sichere Überfahrt zu Poseidon. War er gut gelaunt, ließ er neue Inseln entstehen und die See ruhen. War er schlecht gelaunt, stach er mit seinem Dreizack in die Erde und verursachte Erdbeben, Überschwemmungen oder brachte Schiffe zum Sinken.
Es liegt auf der Hand, dass See-mannsgeschichten, der Fantasie, den Mythen und des Glaubens entsprungen sind. Das „dunkle Zeitalter“ der abendländischen Kultur, dass das Mittelalter ge-prägt hat, charakterisierte sich durch Rückständigkeit, Analpha-betismus und zu einem befoh-lenen, bedingungslosen und fanatischen Dogma des einen wahren Glaubens. Das Finale endete in der Inquisition und fraß seine eigenen Kinder auf. Die Fantasie landete auf dem Scheiterhaufen und wurde verbrannt! Erst die  Reformation brachte die Befreiung vom Irrglauben und die Fantasie ent-faltete sich aufs Neue. Das Seemannsgarn blühte auf und entwickelte über die Jahrhunderte eine vielfältige Dynamik bis in unsere Zeit hinein.
Eine Priese Wahrheit steckt in jeder Geschichte oder Anek-dote, wie viel, muss jeder für sich entscheiden. Aber aufge-passte, Zweifler konnten schon des öfteren Belehrt werden. Versuchen wir uns der unendlichen Geschichte in den nächsten Spoilern anzunähern.

Poseidon der Gottvater der Meere
Poseidons Wiege ist die griechische Mythologie. Wie er zum Meeresgott avancierte bedarf es einem kurzen geschichtlichen Überblick
Die Geschehnisse erfolgten in drei Etappen. Zuerst herrschte das Chaos aus welchem die Titanen als herrschende Gottheit hervorgingen. Kronos der jüngste Sohn der Gaia (Erde) und des Uranos (Himmel), Anführer der Titanen zeugte mit Rhea viele Nachkommen. Um die Macht zu erhalten fraß Kronos seine Kinder auf. Zeus der jüngste Spross widersetzte sich und befreite seine Geschwister.
Hinweis zu den 12 wichtigsten Gottheiten; Der erste Name ist griechisch, der zweite römische(Klick zum öffnen)Nachdem Zeus die Titanen in einem langwährenden Kampf bezwungen hatte, wurde der Olymp begründet. Die überle-benden Titanen wurden in die Unterwelt verbannt. Der Olymp entstand als neues Ordnungsgefüge. Die Aufteilung der Welt in drei Herrschaftsgebiete erfolgte unter den göttlichen Brü-dern mittels Los. Zeus der Jüngste erhielt nebst dem Titel der höchsten olympischen Gottheit auch den Himmel, Hades der Älteste die Unterwelt und Poseidon die Gewalt über die Meere. Die Erde und den Olymp verwalteten sie als gemeinsames Territorium.
Die Menschenkinder respektierten ihre Gottheiten und verehr-ten sie. Die pantheistische Weltanschauung des römischen Folgeimperiums übernahm die griechischen Gottheiten und versah sie mit, für sie, zeitgemäßen Namen. Die Hierarchie der Götter wurde beibehalten und so behielt die oberste Gerichtsbarkeit im Olymp Zeus inne. Die Verwandlung des Poseidons in den römischen Gott Neptun war auch eine Folge des Epochenwechsels. Poseidon war und Neptun blieb der Schutzpatron der Seefahrer.
Hierarchie der Ozeane und Meere
Im Laufe der gött-lichen Unendlichkeit zeugte Poseidon un-zählige Nachfahren. Diese wuchsen zu geachteten Gott-heiten heran und erlangten in Sagen und Erzählungen Berühmtheit. Nur um einige aufzuzählen; Sein erster Sohn Triton war der Wellengott, mit Medusa zeugte er Pegasus, das geflügelte Pferd und aus Liebschaften mit Meeresnymphen entsprangen unzählige Riesenkreaturen und Zyklopen. Die Meeresjungfrauen und Nixen verkörperten seinen Hofstaat und waren treue Untertanen. Poseidon durchstreifte mit dem Streitwagen die Weltmeere und nahm die Huldigungen der Meeresbewohner entgegen. Berüchtigt war sein Auftreten mit Wagen und vorgespannten Zugpferdchen, die Hyppocamp. Alle Bewohner der Meere, auch die Ungeheuer und Fabelwesen achteten ihn. Ein Gerücht besagt, dass er aus dem Wellenschaum der Zugpferde seinen Palast auf dem Grund des Meeres gebaut haben soll. Jede Welle, erzeugt mit Hilfe der Hyppocamp, trug zum sagenumwobenen Palast bei. Die Verehrung für seine Meerpferdchen ging so weit, dass er sich mit dem Beinahmen Hippios schmückte.
Die Meeresungeheuer
Die Meeresungeheuer waren in allen Ozeanen heimisch. Ihnen wurde die Aufgabe zuteil, dem ungezügelten Entdeckungstrieb der Seefahrer Einhalt zu bieten. Sie versetzten die Seeleute in Schrecken woraus der Aberglaube entsprang. Entrichteten die Matrosen Tribut so war die Weiterreise erlaubt, aber immer noch ungewiss. Diese Tradition war im Mittelalter sehr ver-breitet und wurde bis in die heutige Zeit überliefert. Vor jeder Ausfahrt soll der erste schluck Rum, in Gedenken an Neptun, als Tribut ins Fahrwasser geschüttet werden und nur so würden Fürbitten für gute Winde und sichere Fahrt Gehör finden.Eines der gefürchtetsten Ungeheuer war die Midgardschlange. Lautlos und geschmeidig näherte sie sich den Schiffen und umschlang sie mit ihrem langen glitschigen Körper.
Ein gefährlicher Zeitgenosse war der Riesenkrake. Mit seinen Saugnäpfen an den acht Tentakeln konnte er sich am Rumpf so festsaugen, dass ein entrinnen fast unmöglich war. Die Seeleute konnten die Krake von der Hydra nicht auseinander halten, es war ihnen auch gleich, denn mit keinem der beiden war zu spaßen. Der Aspidochelone, eine Riesenschildkröte, musste wegen ihrer behäbigen Bewegungen eine spezielle Taktik anwenden. Sie täuschte auf offener See eine üppig bewachsene, fruchtbare Insel vor und lies den ahnungslosen Kapitän auf sie auflaufen, in der Folge war Kenterung und Sinken gewiss. Nur wenige Seeleute entkamen und konnten die Tragödie erzählten. Sie sorgten ungewollt für Angst und Ehrfurcht vor den weiten der offenen See.Es gab auch gute Fabelwesen und Schiffsgeister, welche die Matrosen vor den Schrecken der Meere bewahren wollten. Ein hilfreicher „Blinder Passagier“ war zum Beispiel der Klabauter-mann. Er warnte den Kapitän vor aufziehenden Gefahren und trieb Schabermack mit den Matrosen. Die Sylphen waren die Naturgeister der Lüfte, die Wassergeister, der Gewässer. Nicht zu vergessen die Wasserfrauen, welche gemäß den Mythen Schutz und Segen den Matrosen spendeten.
Ein Paradies am Scheideweg
Poseidons Paradies, welches schon lange keines mehr war, drohte endgültig zerstört zu werden. Die Meeresbewohner beschwerten sich schon seit längerem über die Veränderun-gen im Meer, aber er schenkte ihnen zu wenig Beachtung.
Bild links; Mythische Dar-stellung, der Fall der Titanen
Erst eine Rund-reise brachte die nüchterne Gewiss-heit, dass die Zer-störung schon un-vorstellbare Aus-masse angenom-men hatte. Die angestiegene Meerestemperatur und das übersäuerte Salzwasser nagten an den Riffen, die drastische Verschmutzung durch zersetzenden Plastikmüll, Unrat und ausgelaufenes Öl gefährdeten das maritime Leben. Die Emissionen und Lärm des globalen Schiffsverkehrs fügten nachweislich sehr viel Leid den Meeresbewohnern zu. Eine Emigration, mangels Alternativen, war ausgeschlossen.
Als wäre das nicht schon schlimm genug, kam noch die Rück-sichtslosigkeit und mangelnder Respekt der Anrainer und Meeresbesucher hinzu. Die Jahrtausende lange Grundlage für ein prosperierendes Leben um und aus dem Meer war aufs äusserste gefährdet. (P.S. Merkwürdig, wie sich Parallelen zu unserer Geschichte ergeben!)
Neptun hatte versucht die Verantwortlichen durch Erdbeben und Tsunamis wach zu rütteln und zur Vernunft zu bringen. Leider vergeblich. Keine Reaktion, das Götzen-bild „Geld“ war wichtiger. Die Meeresungeheuer, welche ihren Dienst über lange Epochen erfolgreich vollführten fanden keine Beachtung mehr, ja sogar Nessie, das letzte aktive Ungeheuer von Loch Ness widerfuhr Verschmähung und Spott. Poseidons Rückfrage bei Zeus ergab; „Bei uns stinkt‘s sogar bis zum Himmel und der Fluglärm raubt unser Gehör! Lieber Bruder, guter Rat ist teuer.“ Auf sich alleine gestellt wendete Poseidon sich an seine Meeresjungfern. Sie kannten die Erdbewohner besser und hatten verschiedentlich für sie ein gutes Wort eingelegt. Nun waren auch ihnen die Argumente ausgegangen. Den Sirenen hat es sogar die Stimme verschlagen! Um Zeit zu gewinnen bat Neptun die chinesische Meeresgöttin Mazu um Hilfe. Mazu freute sich über die Anfrage und sandte daraufhin ein heimtückisches Virus den Erdbewohnern. Dies sollte Neptun zu einer Atem-pause für eine nachhaltige Problemlösung verhelfen.
Schon bald durchzuckt ihn ein Gedankenblitz. Eine neue Sint-flut heraufzubeschwören wäre eine Lösung, aber wie soll ich die göttliche Konkurrenz der Dreifaltigkeit überzeugen? Meine Kraft übersteigt ein solches Unterfangen.
So grübelt er weiter in seinem Schaumschloss, von Plastik-müll mittlerweile zugedeckt und einer nachhaltigen Lösung weit entrückt, ja, schlichtweg überfordert.

Auch der Olymp ist ratlos! Die Götter befürchten, nachdem die Menschen alles Zerstört haben, wird das Chaos wieder ausbrechen. Der Kreis der unendlichen Geschichte schliesst sich. Die Titanen werden aus der Unterwelt hervorgekrochen kommen, wo sie vor Urzeiten verbannt wurden. Ihre Rache-gelüste sind Gigantisch und wollen befriedigt werden. Was wenn Sie den Olymp erklimmen und die Macht ergreifen? Werden Sie das Chaos abwenden oder beenden können? Mit welchen Konsequenzen? Wir wissen es nicht oder werden es nie erfahren, denn dies wird mit tödlicher Sicherheit auch das unsere Schicksal beenden. Unsere Geschichte ist endlich, die der Götter nicht!

Zum Abschluss eine Erkenntnis von Albert Einstein der ein Zitat des Sokrates wie folg formulierte:
Je mehr ich weiß, desto mehr erkenne ich, dass ich nichts weiß.“

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