Törnberichte 2021

(rev. 19.02.2022)

DAS VIERTE SEGELJAHR; NERVIGER NEUSTART
Mit gemischten Gefühlen aber mit Sehnsucht wurde die Segelsaison 2021 erwartet. Kaum waren der Lock Down aufgehoben, die Reisemöglichkeiten gelockert und die Impfungen verabreicht konnte das Abenteuer „Überführungs Törn Bari (ITA) nach Preveza (GRE) beginnen. Leider war dies erst ab Anfang Juni möglich und so traf ich, mit positiven Erwartungen, verspätet Mitte Juni in Bari ein.
Schon die Vorbereitungsphase bis zum Einwassern war mit vielen ärgerlichen Unannehmlichkeiten verbunden. Nur um wenige aufzuzählen;
Der „jämmerliche“ Zustand von Blue Whale stach sofort ins Auge, denn die salzhaltige Luft ist kein Verbündeter und nagte fast 22 Monate an ihr.
Technische Defekte, vermutlich durch die lange Stillstandszeit hervorgerufen, dämpften die Erwartungen. Vor allem jene die erst später während der Reise entdeckt werden konnten. Aber das Gebaren der Handwerker, die chronische Überlastung vorspielten, natürlich nur um den Preis in die Höhe zu treiben, sind in Bari resp. in der ganzen südlichen Hemisphäre eine Tugend. Wer sie nicht beherrscht bleibt arm oder muss übermässig viel arbeiten.
So ist vieles auf Blue Whale im Argen geblieben und musste in nerviger Kleinarbeit bereinigt werden.
Eine weitere Erfahrung persön-licher Art war die zu dieser Jahreszeit ungewöhnlich hohen Temperatur und Luftfeuchtig-keit, diese liessen durch die kurze Angewöhnungszeit den Schweiss in Strömen fliessen. Beschämend war, dass kurz nach Genuss einer Bierdose, es unter den Achselhöhlen anfing zu schäumen!
Genug des Jammerns und nun zu den Berichten der Segel- und Landreisen 2021;

1.) Törnbericht (solo) Bari – San Foca (ITA)                   LINK
2.) Törnbericht (solo) S. Foca (ITA) – Preveza (GRE)      LINK
3.) Sommerpause in Preveza                                       LINK
4.) Rückblick Ionische Inseln mit KS                             LINK
5.) Ende Segelsaison 2021                                          LINK
6.) Reparaturreise Nov. 2021                                       LINK
7.) Törnplanung 2022                                                 LINK

Also starten wir in die neue Saison unter dem Motto;

Bilder mit Beschreibungen 2021 sind in der Galerie zu finden. (Link)

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Törnplanung 2021

(rev. 29.01.2023)

AUSBRUCH AUS DER QUARANTÄNE

2020 führte die Pandemie Blue Whale in den Lock-Down. Die Planung 2020 musste zwangsmässig aufs Jahr 2021 verschoben werden. Der Slogan „Quo vadis Blue Whale 2021“ widerhallt lauter denn je. Die Planung wird beibehalten weil zu viele Faktoren unkalkulierbar sind und vor allem die Hürden für See-nomaden, dessen Segeletappen länderübergreifend ausgelegt sind, schier unüberwindbar sein können.
Ein kurzer Rückblick:
Im Jahr 2018 hat ein Jahrhundert Gewitter in der Schweiz den Törnplan durcheinander gewirbelt. 2019 wurde das Versäumte teilweise nachgeholt, wodurch dann das Aktuelle in Verzug geriet. Das Jahr 2020 musste durch die COVID-19 Pandemie abgeschrie-ben werden und so ist alles noch weiter in Verzug geraten.
Die Ausrichtung soll bestehen bleiben, denn der Weg soll definitiv nach Süden führen. Das Segelrevier an der türki-schen Riviera ist zum Greifen nah, aber immer noch in weiter Ferne! So werden wir Blue Whale mit einem Sturzhelm ausrüsten müssen und abtauchen. Das Zeitgeschehen im Orient, sprich Türkei, ist nur schwer einzuschätzen. Eine Slalomfahrt zwischen Gummibooten ist nicht mein Ding und so muss die Lage zeitnah analysiert und beurteilt werden. Ein weiterer Punkt ist die Post-Covid-Zeit welche die Wahrnehmung fast täglich verändert und einen nötigt auf örtliche Gegebenheiten flexibel zu reagieren. So ist es ratsam, auch einem „Plan B“ im Köcher mitzuführen.

Mit Mausklick Karte unten vergrössern!
Bei der detaillierten Planung ist der Ein-flusssphäre des Meltemi, dem vorherrschenden tückischen Nordwind der Kykladen (Zykladen) Rechnung zu tragen. Seine Sphäre sollte nicht in der Hauptsaison durchgesegelt werden. Dazu mehr Infos auf der separaten Bloggseite (Meltemi).
Genug der Überlegungen und Zweifel! Der Segeltörn 2021 wird in drei Hauptetappen unterteilt. Die Spoiler enthalten Erläuterungen und technische Daten zu den geplanten Etappen. Ein Mausklick zur vergrösserten Visualisierung des Etappen-Überblicks auf obere Karte.

1.) Überführungstörn Bari (ITA) – Preveza (GRE)
Nach den Überholarbeiten an Blue Whale ist der Startschuss für den 1.Mai ge-plant. Nach Erreichen des Etappenziels in Preveza dürfte die LOG-Anzeige bei ca. 236 Nm zu stehen kommen. Dafür habe ich 15 Tage eingerechnet. Das Durch-schnittsetmale von 16 Nm/d (Link für <d>) ist nicht über-rissen und hat genügend Reserve um Ruhephasen resp. Wetterfenster an Hotspots zu gewähren. Eine detaillierte Planung ist nicht mehr erforderlich, da die Etappe bestens vertraut ist. In Preveza sind ein paar Tage für Erholung, Ver-proviantierung und Rendezvous mit KS eingeplant.
(Link zu Etappen-Karte)
2.) ONEWAY-Törn mit KS Süd-Ionischen Inseln
Mit KS wollte ich die Südlichen Ionischen Inseln wie Ithaka, Kefalonia und Zakynthos besuchen. Diese Inseln reihen sich wie Perlen auf der Fahrt von Preveza nach Patras auf. Sehenswürdigkeiten auf dem Festland wie dem Peloponnese, z.B. das antike Olympia sind programmiert. Auf eine detail-lierte Ausarbeitung der Route kann kurz vor Antritt erfolgen. Auf beiliegender Karte sind Anlegemöglichkeiten und die nautischen Distanzen ersichtlich. Das Kreuzen zwischen den Inseln und Orten wird etwa 250 Nm in Anspruch nehmen, d.H. etwa 17 Nm/d. Der „Oneway-Törn“ ist für eine Dauer von 30 Tagen geplant. Ab dem 18. Mai sollen die Hotspots mittels günstiger und frischen Briesen, vorwiegend segelnd angepeilt werden. Durch die Bewegungsrichtung nach Süd erhoffen wir den saisonal bedingt zunehmenden Charterverkehr zu entfliehen. (Link zu Etappen-Karte)

Überführungstörn Patras – Türkische Küste
Der Überführungstörn nach Kusadasi an der türkischen Riviera ist bis anhin wohl der längste Törn für Blue Whale. Sie umfasst Total 590 Nm und wird in zwei Teilstrecken aufgeteilt. Ein Unterbruch der Fahrt kann nur in Kalamata erfolgen wo die letzte gut ausge-baute Marina auf dem Weg in den Süden zu finden ist.

Teilstrecke 1 Patras - Kythira
Die Teilstrecke 1 des Überführungstörn Patras – Kythera umfasst Total ca. 290 Nm und wird ab 19. Juli gestartet. Häfen und Buchten an der Westküste des Peloponnes sind dünn gesät mit entsprechenden Distanzen. Die Etappe sind gut in ca. 10 Tagen zu bewältigen, will man aber die optima-len Wetterfenster nutzen sollten längere Stopps in den dafür geeigneten Orten eingeplant werden. So könnte sich die Reisedauer leicht auf 20 – 30 Tage verlängern. Die Zeit kann man für Landausflüge nutzen da sich unzählige Sehenswür-digkeiten auf dem Peloponnes befinden. Weil die erste Teil-strecke frühestens ab Juli startet muss die inaktive Phase des Meltemi für die zweite Teilstrecke beachtet werden, welche sich erst ab Ende September öffnet. Für einen längeren Unterbruch resp. Sommerpause würde sich die Kalamata Marina eignen.
(Link zu Teilstrecken-Karte)
Teilstrecke 2 Kythira - Kusadasi
Die Teilstrecke 2 des Überführungstörn Kithira – Kusadasi umfasst weitere ca. 300 Nm und könnte frühestens ab Ende September angegangen werden.
Um jedoch die Südliche Sporaden resp. die türkische Riviera noch vor den Herbststürmen zu erreichen, sollte ein ähnliches Tempo wie bei der Teilstrecke 1 angeschlagen werden. Eine Zeitspanne von 30 Tagen mit Ø-lich 10 Nm/Tag ist ein ge-mächliches Tempo. Ab hier spielt der Faktor „Zeit/Dauer“ eine kleine Rolle, denn es zählt nur eines; Vor dem Wetterum-schwung im Herbst sicher und gesund anzukommen. Welche Marina für das Winterlager angelaufen werden soll kann zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden.
(Link zu Teilstrecken-Karte)
Option Dodekanes resp. südl. Sporaden
Sollten entgegen aller Planung doch noch etwas Zeit übrig bleiben, so bietet sich als Eventualetappe der Dodekanes resp. die Südlichen Sporaden an. Wegen der Vielfalt dieses Reviers inkl. der türkischen Küste würde dieses Segelparadies in der darauffolgenden Saison gebührend erforscht werden. Beide Reviere durfte ich schon mehrfach mit Charteryachten besegeln. So ist keine weitere Planung erforderlich. Ein wesentlicher Vorteil dieses Reviers ist, einen geeigneten Überwinterungsplatz für Blue Whale zu finden und die gute Erreichbarkeit mit günstigen Flügen zu nutzen.
(Link zu Options-Karte)

VORBEHALTE
Nachdem Corona 2021 der Vergangenheit angehören dürfte, spielt in der Planung des Segeltörns die politische Lage in der Türkei und die Flüchtlingssituation eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ich möchte diesen Vorbehalt nur aus Eigenschutz anbringen, um nicht Letztendes  als Phantast dazustehen. Kenner der Scene wissen, dass man in der Routenführung nicht ständig einen potenziellen Medicane einplant, aber den Wetterbericht täglich konsultieren sollte. Nur so ist eine entspannte Segeltour, ohne grössere Hürden nehmen zu müssen, gewährleistet.
Übrigens, Blue Whale ist gleicher Ansicht!

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Piraterie in der Adria?

SCHIFF AHOI, SEEMANNSGARN VOM FEINSTEN!
Blue Whale ist auf eine Geschichte gestoßen, die nicht nur er-staunt, sondern auch nachdenklich macht. Bevor der „Erlebnis-bericht“ als solcher wiedergeben wird, muss vorausgeschickt werden, dass es sich um eine Story der beliebten Fernsehen-Show des ungarisch-staatlichen Senders „M1“ handelt. Der Leser sollte wissen, dass der Sender unter dem Bann der neuen Gesetzgebung der ungarischen „Volkspartei“ steht und im Zeitgeist (Link Beispiel) der „allmächtigen“ Landesväter berichtet.
Der „Tatsachenbericht“                 Bild unten die „MSY NOAH“
wurde als Interview am 1. November 2019 aus-gestrahlt. Wer den Bei-trag liest, wird die Kurz-form würdigen, denn mehr wäre zu viel des Guten gewesen!

Die Schlagzeile
UNGARISCHER SEGELKAPITÄN IM MITTELMEER ANGEGRIFFEN

Die Vorgeschichte
Andras Sulkowsky hatte zwei traumatische Erlebnisse mit Migran-ten. Das Erste geschah auf einem Überführungstörn in der Adria, wo Flüchtlinge sein Schiff zu entern versuchten. Das Zweite, in seiner Wahlheimat Schweden, wo er in einer Migrantenunterkunft angestellt war und von einem somalischen Asylbewerber grundlos verprügelt wurde. Im resultierenden Handgemenge verlor er sein linkes Auge. Konzentrieren wir uns aufs erste Erlebnis, mit Segeln, Meer, Migranten und Seenot. Der Mausklick auf’s Bild öffnet das Interview, leider nur in ungarisch.

Das Interview
In der M1-Show sprach András Sulkowsky darüber, dass er immer noch nicht genau weiß, was die Boots-Flüchtlinge von ihm wollten. Er vermutet, dass sie mit ihrem Boot die italienische Küste errei-chen wollten. Er befand sich mit einem Segelboot auf einer Über-führungsetappe als er mitten auf See ein überfülltes Boot mit win-kenden Leuten sichtete. Er berichtet, die „Migranten“ hätten sich auch durch Rufe auf sich Aufmerksam gemacht, worauf er ent-schied, sich ihnen zu nähern. Verständigung war nicht möglich und so wollte er die „Schiffsbrüchigen“ vorerst mit dem nötigsten ver-sorgen, um später die Küstenwache zu informieren. Über UKW-Funk war keine Küstenstelle erreichbar. Bei der Übergabe von Notproviant sei es dann zum Übergriff gekommen. Es wurde offensichtlich, dass die Leute versuchten seine Yacht zu entern. Dank energischem Einsatz des Bootshackens und unmissverständ-liche Drohungen mit der Raketenpistole, konnten die „See-Piraten“ zurückgedrängt und das Segelboot wieder auf Kurs gebracht werden.

schiffe-0080.gif von 123gif.de

Nachbetrachtung und offene Fragen
Ist das eine „Fake-News“ oder nur eine schlecht inszenierte Propa-ganda? Zweifel sind berechtigt,denn zu viel Seemannsgarn stößt auf! Die Flüchtlingsfrage im EU-Raum ist weiterhin ungelöst was letzte Entwicklungen beschämend offen legen. Beide Lager sind für neue „Munition“ bemüht um die Debatte anzuheizen. Wegen der Ungereimtheiten wirft dieser Schuss von Rechts aber einige Fragen auf;
Warum sollten Migranten in der Adria von Ost nach West ver-suchen, über eine min. 60 Seemeilen weite Strecke zu flüchten?
Die Migration auf dem Seeweg findet ein Stückweit südlicher im Mittelmeer statt. Warum wird im Interview die Adria strapaziert?
Was für ein Boot hatten die Flüchtlinge?
Warum ist Skipper Sulkowsky überzeugt, dass es sich um Einwanderer gehandelt habe?
Ist das zweite Erlebnis in Schweden mehr als nur Pech oder Zufall?

Blue Whales Kommentar
Die Aufmache der Story „Seeräuberei in der Adria“ hat Blue Whale in Erstaunen versetzt, denn die Bezeichnung „Adria“ ist schon ge-wagt. Die Piraterie in diesem Seeraum wurde schon seit längerem historisch „ad Acta“ gelegt. Zwar hat man die kroatische Seeämter schon öfters aufgrund unverschämt hoher Transit-LOG-Gebühren der modernen Piraterie resp. der Wegelagerei bezichtigt, aber das war ja nur hypothetisch gemeint. Aktuelle Schlagzeilen berichten nur noch über den lukrativen Canabis-Schmuggel von der albani-schen Küste aus.

Fazit
Diesen Bericht sollte man nicht überbewerten sondern eher als satirische Anekdote einordnen. Blue Whale segelte an beiden Küstenstreifen, Italien und Albanien und bis aufs Wetter ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Sollte „BW“ etwas ähnliches in der bevorstehende Saison 2020 beobachten, wird dieser Bericht aktualisiert.
Konzentrieren wir uns auf die Zukunft denn es ist ungewiss, ob sie überhaupt stattfindet. Zur Zeit wütet die Corona-Pandemie und hällt auch Segler in Atem. Enternde Viren abzuwehren wird eine neue Herausforderung sein. Ob da der Einsatz des Bootshacken genügen wird ist zu bezweifeln.

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