1979 & 1981 Gerry Spiess

Gerry Spiess Bezwinger von Atlantik & Pazifik

Das Abenteuer
Gerald F. Spiess meist nur Gerry genannt war ein US-ameri-kanischer Einhandsegler aus Pine County, Minnesota. In einem selbst entworfenen und gebauten 3,05m (10 Fuss) langem Segelboot, getauft „Yankee Girl“, machte er sich auf den Nord-Atlantik zu queren.
Bild links; Gerry Spiess mit „Yankee Girl“
Am 1. Juni 1979 richtete Gerry den Bug seines winzigen Bootes nach Osten und segelte aus der Chesapeake Bay (Virginia) Norfolk. Sein Ziel war England. Vierundfünfzig Tage später fuhr Gerry gegen tobende Stürme, körperliche Schmerzen, Einsam-keit und Isolation kämpfend in den englischen Hafen von Falmouth (Cornwall) ein. Nach seiner triumphalen Rückkehr in die USA wurde er als Held ge-feiert und schon kurze Zeit später plante er seine neue Reise, die Pazifiküberquerung.
Erst 1981 konnte er mit demselben Boot die fünf Monate dauernde Odyssee über den Pazifik in Angriff nehmen. Er startete von Long Beach (Kalifornien) nach Sydney (Australien), mit Zwischenstopps auf Hawaii, den Fanning Islands, den Fidschis und Neukaledonien.

Zur Person & Publikation
Gerry war ein vielseitiger Zeitgenosse, aber die See zog ihn wie die kleinen, selbstgebauten Segelbooten in ihren Bann. 1969/70 absolvierte er seinen ersten ausgedehnten Törn mit dem 5,18m langen Kajütboot „Yankee Doodle“ von Saint Paul (Minnesota) am Mississippi über Panama nach Ecuador. Teil-weise begleitete ihn seine Frau. 1974 lief er mit dem kleinen Trimaran Yankee Spirit von Miami zu den Bahamas aus. Geplant war eine zwei-jährige Weltumsegelung. Das Unternehmen schei-terte nach einem Sturm und Mastbruch schon nach zwei Tagen. Die spektakuläre Atlantik- (1979) und Pazifik-überquerung (1981) sind weitere Meilensteine des charis-matischen Solo Segler.
Aber auch zu Land und zu Luft suchte er die Herausforderung. Diese umfassten ausgedehnte Radtouren in Europa und den USA, das Fliegen von Leichtflugzeugen um die US-Grenze und in alle unteren 48 Bundesstaaten, das Fahren eines persön-lichen Wasserfahrzeugs auf dem Mississippi nach New Orleans und das Motorschlittenfahren von zu Hause nach Dawson Creek. Ein Mensch der für das Abenteuer lebte.

Publikationen
Gerry Spiess hat nur zwei Veröffent-lichungen über seine Reisen zu ver-zeichnen. Die Eine, selbstverfasste Reisebeschreibung über die Atlantik-überquerung im Jahre 1979 unter dem Titel „Alone Against the Atlantic“.
Die zweite Publikation wurde durch den Journa-listen und Schriftsteller Martin Bree verfasst der ihm auch als Ratgeber in Internetpublikationen zur Verfü-gung stand. Das Buch der Pazifik-überquerung trägt den dramatischen Namen “Broken Seas“. Die Erzählung wiederspiegelt die harte Phase des Törns, vor allem der ersten Etappe. Die Bücher sind nur über spezielle Antiquariate zu beziehen und leider nur in englischer Sprache

Technisches Wunderwerk - Yankee Girl -
Das aus Sperrholz gebaute Boot verfügte über keinen Ballast. Spiess erhoffte sich dadurch Unsinkbarkeit, da an Bord kein Raum für eine Rettungsinsel oder ein Schlauchboot für den Notfall war. Er hatte gehofft, das kleinste Segelboot in prak-tischer Größe entworfen und gebaut zu haben. Nach sechs Jahren Planung und einem Jahr Bauzeit wurde „Yankee Girl“, 10 Fuß lang und 5 1/2 Fuß breit geboren. Seine Erfahrungen trug er in Konstruktionsvorschlägen für den Bootsbau von möglichen 10-Fuss Bootstypen zusammen, die möglicher-weise um die Welt segeln könnten. Einige der gezeigten Boote sind über 10″, aber mit Modifikationen könnten sie immer noch das LOA-Kriterium erfüllen.
Die Verproviantierung der Atlantikroute lässt aufhorchen; An Bord von „Yankee Girl“ waren sage und schreibe 20 Zündkerzen, 48 Dosen Thun-fisch, 30 Gallonen destilliertes Wasser, 26 Dosen Rindfleisch-eintopf, 16 Pfund Trocken-fleisch vom Rind sowie 35 Paar Shorts und T-Shirts, 10 Paar Hosen, 28 langärmlige Hem-den, 2 Gürtel, 5 Mützen und 2 Anzüge für schlechtes Wetter. Natürlich noch vielen anderen Gegenständen, Utensilien und Ausrüstung.
Auf eine Anfrage antwortete Gerry erstaunt; „Die Antwort ist simpel, ich plane eine 60-tägige Überquerung des Nordatlan-tiks, aber muss „Yankee Girl“ für 90 Tage inkl. Notfallration ausrüsten!“ Der bemerkenswerte Seemann aus Minnesota wollte sich auf jeden Notfall vorbereiten.
Mit 10 Fuss über den Pazifik
Zwei Jahre später 1981 wollte er mit seinem winzigen Schiff fast 7.800 Meilen über den größten Ozean der Welt segeln. Er war von Long Beach, Kalifornien losgefahren, in der Hoffnung, die stetigen und milden Passatwinde des Südpazifiks schnell zu erfassen. Seine erste Anlaufstelle, Honolulu, Hawaii, war das härteste Stück der Reise. Die See war kalt und tückisch geworden. Reisen im Südpazifik sollten sonnige Tage bei warmem Passatwind mit tropischen Nächten voller Sterne haben. Aber diese Reise wurde böse. Die Erlebnisse sind in einem Buch von Bartin Bree zusammengefasst.
Die zweite Etappe nach Australien konnte er mit weniger Schwierigkeiten meistern und legte noch zwei Stopps auf den pazifischen Archipel ein. Eine wahrlich helden-hafte Leistung.

Gesamte Etmal Pazifikquerung 7‘800 nm
Etappe 1 Long Beach–Honolulu, Etmal 34d 2‘400 nm
Etappe 2 Hawaii–Fanning Island, Etmal 18d 1’150 nm
Etappe 3 Fan. Island–Pago Pago, Etmal 17d 1’200 nm
Etappe 4 Pago Pago (Am. Samoa)–Fiji, E=9d 830 nm
Etappe 5 Fiji – New Caledonia, Etmal    11d 870 nm
Etappe 6 Noumea – Sidney,     Etmal    14d 1‘350 nm

Statement des Garry Spiess
Bei seiner Ankunft in Honolulu gelobte Gerry an der Pressekon-ferenz; „Ich mache nie wieder eine Einhand Passage weil es zu schwierig, zu elend und zu gefährlich ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich zu nahe am Abgrund segle.“ Weiter verkündete er: „Ich werde das beenden, aber das ist das Ende!“

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