2. Seereise KS, Etappe 5 & 6

Etappe 5 Orikum – Orikum (24.09)
Bei Windstille legen wir „erst“ um 08:30 Uhr ab, die Müdig-keit hat ihren Tribut gefordert. Bei den schwachen Windver-hältnissen erhoffe ich, mit erhöhter Tourenzahl, etwas Zeit aufzuholen. Der Rest des Tages ist schnell erzählt. Beim Um-runden des Kepi I Gallovecit fängt es vorbehaltlos an zu win-den. Innert Kürze baut sich eine gegenläufige See zur alten Dünnung von Westen auf. Die Böen erreichen schon jetzt kräftige  35 kn. Weil die  Windrichtung am  momentanen Standort nur  schwerlich  einzuschätzen  ist,  versuche ich ums Kap zu fahren. Schon bald fallen die Böen von südlicher Richtung ein und durchrütteln uns wehement. Wir beschlie-ßen das Abenteuer anzubrechen und es morgen nochmals zu versuchen. Den Böen und dem Wellengang ist unsere schnit-tige Blue Whale zweifelsohne gewachsen, aber das Material übermäßig zu beanspruchen macht wenig Sinn! Die Leute in der Marina sind erstaunt uns wieder beherbergen zu dürfen und versorgen uns mit den neuesten Wetterprognosen. Den restlichen Tag nutzen wir um einen kleinen Ausflug ins be-nachbarte Ferienort Orikum zu unternehmen. Aber welche Enttäuschung! Plattenbauten, schlechte Strassen, viele Pro-visorien und überall Schmutz (Plastikabfall). Wer sich das als Badetourist antut, der ist nicht zu bemitleiden. Schon früh sind wir wieder auf Blue Whale und rüsten uns erneut nach einem Nachtanken zur frühen Abfahrt.

Die Bucht von Vlora, Hier ist noch nach Meer ruhig.

 Etappe 6 Orikum – Sarande (25.09)
Erneut legen wir bei Windstille schon um 06:00 ab, jedoch erwartet uns das gleiche Szenario mit dem Unterschied, dass der Wind dieses Mal von Nordost bläst und die Dünung sich über Nacht aufgebaut hat. Wir wollen uns nicht zum Gespött in der Marina machen und so ist eine Rückfahrt ausgeschlos-sen, da müssen wir durch! KS wird recht schnell seekrank und kann mich für den Rest des Tages nicht mehr unterstützen. Die querlaufenden Seen und die alten Dünung türmen sich in regelmäßigen Intervallen, ca. alle 4-5 Wellentälern, bis zu 3 m auf. Die Konzentration   wird aufs äußerte gefordert. BW läuft unter Autopilot immer wieder aus dem Ruder und so muss ich immer wieder das Steuern übernehmen. 

Am meisten machen mir die Fall-böen von bis zu 50kn zu schaffen. Die Winde werden von der nahen Gebirgskette ungemein beschleunigt Diese drücken kurzfristig die BW seitlich mit ungeheurer Kraft aufs Wasser, obschon nur die Takelage als Angriffsfläche dient. An ein Segelsetzen ist nicht zu denken und so muss ich mich mit dem unangenehmen Schlingern abfinden. In der Kabine wird ein Chaos angerichtet und Wochen danach finde ich noch ver-schwundenes. Zwischen den Ruhepausen der Fallböen nimmt BW bis zu 7kn Fahrt auf und reitet die kleineren Wellenberge. Auf der Höhe von Kepi I Kortres beruhigt das Höllenspeckta-kel etwas und ich schöpfe Hoffnung in der Bucht von Porto Palermo einzulaufen um meine „Wunden lecken“ zu können. Aber kaum haben wir die Buchteinfahrt vor uns, schlägt der böige Wind mit 25 kn zu. Von der Bucht, Ankergrund und An-leger konnte ich keine brauchbaren nautischen Unterlagen finden und so beschließe ich die Weiterfahrt nach Sarande.

In der Bucht ist Sarande auszumachen. Das Wetter hat sich verschlechtert!

Weil wir erwartet werden und hinter dem Zeitplan herhinken, gebe ich der Agentin eine spätere Ankunftszeit durch. Zu die-sem Zeitpunkt  hofften wir  das  Schlimmste überstanden zu haben, aber die Dünung aus Westen nimmt stetig zu.Die Wel-len erreichen schon höhen von 3-4 m. Wir hofften nach dem letzten Kap, Kepi I Qefalit, in der Abdeckung etwas ruhigeres Fahrwasser vorzufinden aber dies erwies sich als Trugschluss, wie vieles an diesem Tag.
So begleiten uns die Wellen bis kurz vor die Buchtöffnung von Sarande. In der ganzen Bucht wird der Wellengang reflektiert und am Anleger, wo wir sehnsüchtig erwartet werden, finden wir keinen sicheren Halt. Trotz Springleinen und dem ganzen Pfänderarsenal wird das Schiff an der Mole mit Gewalt hin und her geschlagen. Die Agentin hat die Situation erfasst und kommt mit den Papieren schon nach beachtlich kurzer Zeit zum Schiff zurück. Anschließend verlegen wir uns in die Bucht wo unter Anker das liegen wesentlich angenehmer ist. Weil das Geschirr nicht hält müssen wir ein zweites Ankermanöver fahren und finden für die Nacht unsere verdiente ruhe.

Trotz verschiedener Wettervorhersagen wurden uns die ange-troffenen Umstände nicht prognostiziert. Im Rückblick gese-hen, hätten wir vielleicht doch umkehren und das Lächeln in der Marina ertragen sollen. Aber wie sich später herausstellte, hatte sich eine Tiefdruckrinne mit ungewöhnlichen Winden aus unüblichen Windrichtungen in dieser Gegend etabliert. Erst nach zwei Tagen verabschiedete sich das schlechte Wetter. weiterlesen „Etappe 7 – Zweite Seereise mit KS„)

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