2011 Sven Yrvind

Ein Wikinger auf Langfahrt
26. November 2011 vollendet Sven Yrvid seine Atlantiküberque-rung gesund und voller Elan. Die zweite Etappe von 44 Tagen von Porto Santo auf den Azoren nach Le Marin auf Martinique ist der Öffentlichkeit fast entgangen. Yrvind ist keiner, der viel Aufhebens um seine Reisen macht. Niemand macht PR für ihn. Während seiner Zeit auf See hält er keinerlei Kontakt zur Außenwelt. Ledig-lich auf einem einfachen Tracker war sein Kurs via Internet zu verfolgen.
Erste Etappe des Sven Yrvind als Irrfahrt im nördl. Atlantik

Das Abenteuer in zwei Etappen
Aber nun mal der Reihe nach.
Am 27.Juni 2011 legte der „Guru des Micro-Segelns“, Sven Yrvind im norwegischen Hafen Ålesund ab und am 13. Sep-tember 2020 machte er in Horta auf den Azoren fest. Nach 78 Tagen Irrfahrt im Atlantik, nonstop und einhand auf der Mikro Jacht „Exlex“  ist die erste Etappe vollendet. Gesundheitlich etwas angeschlagen, das laufen tut ihm weh, will er sich etwas Zeit lassen um das Erlebte erst mal zu verdauen. Er war während der ca. 1‘200sm langen Etappe der kühlen und stürmischen Witterung wie auch den Meeresströmungen aus-geliefert. Tagelang wurde das Bötchen in die falsche Richtung versetzt die er mühevoll wieder absegeln musste. Das durch-schnittliche Tages-Etmal von ca. 15nm abverlangte ausseror-dentliche Fähigkeiten wie Ausdauer, Durchhaltevermögen und Mut. Der 73-ig jährige Salzbuckel hat schon vieles erlebt, aber nun ist er auch an seine Grenzen gestossen.
Dafür verlangt die Inangriffnahme der zweiten Etappe mit weiteren ca. 2370sm fast noch höheren Respekt. Obschon diese Etappe durch wärmere und beständigere Gefilde führte, segelt bekanntlich die Erinnerung immer mit. Man könnte diese Wegstrecke im Vergleich schon fast als Kaffeefahrt bezeichnen.

In Martinique angekommen meinte er; „Nach ein paar Wochen lässt dich die Zivilisation aus ihrem Griff, und du bist zurück in der Natur, wie es deine Bestimmung ist. Ich habe keinerlei Informationen von der Welt da draußen empfangen. Kein Funk oder irgendetwas anderes.“
Auf die Frage, wie er die Zeit auf dem 4,80m langen Boot ver-trieben habe, verriet er; „Meine zwei Hauptbeschäftigungen unterwegs waren lesen und ein neues Boot zu entwerfen. Ich bin sehr zufrieden mit meinen Zeichnungen.“
Seine Hauptsorge galt, wie er sein unzerstörbares gelbes Segelschiffchen wieder nach Norwegen überführen könnte. Farblich erinnert uns die Nussschale dem U-Boot im Beatles Song „Yellow Submarine“. Man darf schon jetzt gespannt sein, was Yrvind, der Guru des Micro-Segelns, als Nächstes plant. Seine letzte Fahrt wird die Atlantiküberquerung sicher nicht gewesen sein, Andeutungen hat er früher schon gemacht.

Die Exlex
Der Name Exlex weist nicht auf ein „Omen“ sondern auf ein Erlebnis mit den norwegischen Behörden hin.
Sven wurde wegen Fehlens von einschlä-gigen Regularien das Befahren der See ver-boten. Es waren keine gesetzlichen Vorschrif-ten für Mikro Segler dieser Art in der histo-rischen norwegischen Seefahrt Geschichte zu finden, und diese reicht bis in die Ära der Wikinger zurück. Was tun? Warten bis der „Amtsschimmel“ gewiehert hat? Der Zeitplan lies keine Verzö-gerungen zu, also in See stechen und das mit der richtigen Namensgebung für die Kleinstjacht. Das Kürzel „Exlex“ lässt sich aus dem Lateinischen wie folgt frei übersetzten; „ohne Gesetze = vogelfrei“.
Wie Seefest die Exlex ist beweist dieser kurze Videoclip (ca. 4:46 min.). Mit diesem <Klick> kannst du es betrachten.

Die Technik des Yellow Submarine
Bild unten; Ein neues Mikro Boot für Abenteuer?
Die Technik an Bord der „Exlex“ wurde bewusst einfach und funktionell gehalten. Das sparte Gewicht und keine bösen Überraschungen. Zum Beispiel wurde auf eine Selbststeuer-anlage oder ein elektrischer Autopilot verzichtet. Sven Yrvind kommt ohne aus. Er fixiert das Ruder und trimmt die Segel so, dass sich das Boot von allein auf Kurs hält. „Alte Schule“, was für die älteren Jahrgängen keine Hexerei ist und auf jedem Kreuzer praktiziert und zur Nachahmung empfohlen ist.
Weitere Angaben und Fotos findest du auf folgenden Link zu <Svens Website>.
Fasziniert hat mich Svens Erfindung eines Mikro-Sextanten zur Navigation. Ob er das „Ding“ auf seiner Atlantiküber-querung benutzte ist nicht überliefert. Unter nachstehenden Link kannst du die innovative Technik nachlesen (leider nur in Englisch); <Yrvind’s Sextant>

Die Philosophie
Sven Yrving’s Philosophie zu Mikro Booten unterstreicht nachstehendes Statement;
„Ich war mehrere Jahre auf verschieden großen Booten unterwegs und nebst den vielen Dingen die ich gelernt hatte, machte ich die Erfahrung, dass ein größeres Boot nicht zu mehr Zufriedenheit führt. Beachtet man, dass nicht nur die Kosten für den Bau steigen, sondern auch der Unterhalt. Es ist auch schwieriger zu manövrieren und einen Platz im Hafen zu finden. Etwas „Grosses“ beinhaltet natürlich viele Vorteile wie Geschwindigkeit, Tragfähigkeit und Prestige, aber diese Argumente bedeuteten mir nicht viel. Als ich die Fakten überdachte, verstand ich, dass meine Werte und mein Herz das „Kleine“ bevorzugten.“

Ist Yrvind ein Hasardeur?
Die charakterisierenden Eigenschaften fehlen Sven Yrvind um ein Hasardeur zu sein. Als Mikro Segler ist er stigmatisiert, aber das genügt wohl nicht. Die erste Etappe seiner Atlantiküberquerung beweist dies wohl eindrücklich. Die Reise hat wesentlich länger gedauert wie geplant und trotzdem ist Sven, zurückführend auf seine akribischen Reisevorbereitungen, wohlbehütet am Etappen-ziel angekommen. Hasardeuren ist dies egal resp. sie setzten auf Hilfe Dritter.

Nach einem kurzen Interview in Martinique verabschiedete er sich mit den Worten; „Nun, ich wollte euch nur mitteilen, dass ich wieder einmal sicher angelandet bin mit fantastischen Erinnerun-gen an den wundervollen Ozean.“

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