Sommertörn mit AS Juni&Juli

(rev. 01.12.2022)

Nach den stressigen Tagen verursacht durch PW-Vorführung und plötzliche Absage des Hinfluges von AS durch die Airlines musste schleunigst improvisiert werden. Zum Glück war noch ein Platz auf der Fähre von Bari nach Igoumenitsa zu kriegen und so konnte die gemeinsame Hinreise beginnen.
<< Übersichtskarte Segeltörn mit AS
Nach kurzer Erholung wurde Blue Whale Seeklar gemacht. Die Route war bis auf das Törnziel Süd noch ungewiss, jedoch wollten wir uns eher dem „Easy Live“ (Speis, Trank und Baden) widmen als kopflos (resp. windlos) herum zu irren. Die Dieselkosten wie auch die Tagestempera-turen stiegen unaufhörlich und so war auch des Nachts endloses schwitzen angesagt.
Wir kreuzten zwischen den nördlichen Ionischen Inseln herum und unter-brachen die Tour mit längeren Pausen in Buchten und Häfen. Die Zeit verstrich wie im Zeitraffer und so musste schon bald die Heimreise mit Fähre & PW angetreten werden.
Ungeachtet der Fahrpläne hatten wir noch mehr Verspätung als bei der Hinreise. Dieses Mal konnten wir uns in einer Kabine zurückziehen und die Ankunft in Ancona abwarten. Einzig eine Bora über Kroatien löste heftigen Wellengang und Böen aus welche auch auf der Fähre zu spüren waren. Erschöpft aber frohen Mutes kamen wir weit nach Mitternacht in der Heimat an und glaubten den heissen Sommertemperaturen entronnen zu sein, aber in den kommenden Wochen sollten wir eines besseren Belehrt werden. Die Schweiz machte gerade einen „Jahrhundertsommer“ mit nie dagewesener Trockenperiode durch.
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Der Törnbericht ist in drei Hauptteile gegliedert um bessere Übersicht zu gewährleisten. Mit Mausklick auf einen der Balken öffnen sich die gewünschten Logbucheinträge.

Hinreise und Vorbereitungen Sommertörn
Donnerstag 16. Juni 2022 Vorbereitungen CH
Den Tracker habe ich umprogrammiert um den Sommertörn mit AS zu dokumentieren. Zeitgleich wurde ich von der Fluggesellschaft schockiert, denn der Flug von AS wurde annulliert. Zum Glück wurde versprochen uns die Unkosten zu erstatten, aber glauben darf man das erst wenn das Geld im Haben gebucht ist. Wir haben schnell umgeplant und fahren nun gemeinsam mit dem PW nach Griechenland. Ein „Glücksfall“ das ich in die Schweiz kommen musste um den Volvo vorzuführen.

Freitag 17. Juni 2022 Vorbereitungen CH
Die letzten Vorbereitungen wie Packen laufen auf Hochtouren. Fähre & Hotel wurde auch für AS gebucht. Gemäss Navi soll die Distanz nach Bari 1180 km betragen = reine Fahrzeit ca. 11,5 Std.
Wenn wir Morgens spätestens um 0530 losfahren müssten wir mit 2 Std Reserve um ca. 1900 ankommen, also bei Tageslicht. Leider werden Temperaturen bis ca. 35°C wegen der Hitzeglocke über Europa erwartet, aber es sollte trocken bleiben. Fast „beste“ Aussichten für eine erfolgreiche Reise.

Samstag 18. Juni 2022 Bitetto ITA (Hinreise 1. Etappe)
Wir fahren schon um 0515 ab und erreichen Bari mit ca. 3h Stauverzögerung hundemüde und genervt erst um 1900. Da spielt der Ort resp. der Zustand der Absteige keine Rolle. € 50 für zwei Personen mit Frühstückbuffet sind kein überrissener Preis. In einem nahen Restaurant speisen wir ohne Appetit eine Pizza und gehen schon zeitig schlafen. Nur AS seine Schnarch-Attacken stören meinen traumlosen Schlaf.

Sonntag 19. Juni 2022 Fähre Bari – Igoumenitsa
(Hinreise 2. Etappe)
Am Morgen fahren wir nach Bari und stehen nach unseren Besorgungen in der Warteschlange der Fähre an. Fast Pünktlich um 1330 legt sie ab und mit voller Tourenzahl geht’s nach Igoumenitsa (GRE) rüber. Die Fahrt dauert ca. 8,5 Stunden und wegen des Zeitverlustes von 1 Std ist es bereits kurz vor Mitternacht als wir endlich anlegen.

Montag 20. Juni 2022 PW-Fahrt Igoumenitsa – Preveza
(Hinreise 3. Etappe)
Es dauert bis 0030 Uhr bis unser PW endlich aus dem Schiffs-bauch befreit ist. Die PW-Fahrt nach Preveza wird zum Abenteuer. Fliegende Ungeheuer (Käfer & Mücken) sowie Nebelschwaden (es muss am Abend geregnet haben) erschweren die Fahrt. Um 0200 entern wir Blue Whale im schlafenden Hafen und begeben uns gleich in die Kojen. Auch dieser Reisetag fordert seinen Tribut.

Montag 20. Juni 2022 Cleopatra Marina (Klarschiff 1.Tag)
Gleich nach dem Aufstehen stürzen wir uns in die Vorbereitungen für den Törn. Blue Whale muss wieder auf Vordermann gebracht werden um sicher ablegen zu können. Leider klappt es mit dem NMEA-Netzwerk der Bord-Elektronik nicht. Die Störung des Autopiloten und die flackernden Bildschirme kann ich nicht beheben. Ärgerlich aber wir lassen uns nicht unterkriegen.

Dienstag 21. Juni 2022 CM (Klarschiff 2.Tag)
Weil die Arbeiten an BW zu zweit gut vorange-kommen sind fahren wir nach Preveza rüber um zu baden und Einkäufe zu tätigen.
Die Fluten sind herrlich erfrischend und heben unsere Stimmung zusehends. Als wir den Rückweg in die CM antreten sind wir für den Segeltörn gut gerüstet. Dies feiern wir bei einem ausgiebigen Abendessen.

Das Logbuch geht in der letzten Rubrik weiter.

Logbucheinträge Etappen 1 - 6

Mittwoch 22. Juni 2022 Preveza – Nidry (Levkada)
(1. Etappe 14,5nm)

Eine schwache und ungünstige Briese zwingt uns die erste Etappe mit Motor Antrieb abzuspulen. Nach der Durchfahrt der Levkas-Brücke und des Levkada-Kanals legen wir bereits um 1330 beim Pontoon Skorpios (Conny) in Nirdy an. Den Tag verbringen wir mit flanieren auf der Promenade. Bei einem Apero beobachten wir das Touristengewimmel  bis zum späteren Nachmittag. Anschliessend füllen wir mit leckeren Speisen unsere Mägen. Nach obligaten Sundowner auf BW geht‘s schon bald in die Kojen. Die vorgängigen Reisetage nagen noch immer an unserer Kondition.

Donnerstag 23.Juni 2022 Nidry – Atherinos (Meganisi)
(2. Etappe 6,5nm)
Wir müssen den Touristen Strömen entfliehen und legen schon zeitig in Nidry ab. Hohe Tem-peraturen, Feuchtigkeit und Lärm haben die Nacht geprägt. In der Atherinos Bucht auf Meganisi erhoffen wir Linderung. Wir legen röm.-kath. am öffentlichen Pier an. Bei Kostas feiern wir mit einem Apero wiedersehen mit M&B.
Als sich der Tag dem Abend ergibt brechen wir zur Taverna Niagas auf um uns zu verköstigen. Später auf Blue Whale und nach obligater Mückenjagt geht’s gut gelaunt in die Kojen. AS gefällt es in der Bucht und wir beschliessen noch etwas länger im Paradies zu bleiben!

Freitag 24. Juni 2022 Atherinos (1. Ruhetag)
Den ersten Ruhetag geniessen wir in vollen Zügen. Erst spät aufstehen, gemütliches Frühstück, ausgedehnter Badeplausch an der Fanari Beach und zum Abschluss des Tages kulinarische Freuden in der Taverna Niagas. Das Schlafen bereitet wegen der Hitze nach wie vor Mühe und ist nicht besonders erholsam.

Samstag 25. Juni 2022 Atherinos (2. Ruhetag)
Wegen einer angekündigten mässiger N-Briese verlängern wir unseren Aufenthalt um einen weiteren Tag. Ein Nachbarschiff (türk. Dschunke) reisst fast meinen Anker aus. Später geht’s nochmals zum Strand zur Erholung. Am Abend spazieren wir mit M&B auf den Hügel nach Katomeri und essen in der Taverna Toboles heimische Spezialitäten. Diese Nacht wird etwas angenehmer weil die einschlafenden Briese Blue Whale belüftet. Nur gelegentliche Katzenbesuche stören unseren Schlaf.

Sonntag 26. Juni 2022 Atherinos – Sivota (Levkada)
(3. Etappe 10,0nm)
Erst nach entflechten des Ankersalates können wir die 3. Etappe nach Sivota in Angriff nehmen. Ich konnte am Stavros Steg einen Platz reservieren. So ist keine Eile von Nöten und wir setzten mit gemütlicher Fahrt über.
Morgen will die SY Beatriz uns folgen. Nachdem wir fest vertäut sind erkunden wir die Promenade von Sivota. Gegen Abend überquellen die Tavernen vor hungrigen Touristen und so flüchten wir uns in die Stavros Taverna wo ein reservierter Tisch auf uns wartet. Dort geniessen wir Meeres Spezialitäten bis zum Abwinken. Mit einem abendlichen Absacker spülen die Meeresungeheuer herunter und schlafen zufrieden ein.

Montag 27. Juni 2022 Sivota (Ruhetag)
Wir schlendern zum einzig übrig gebliebenen Strand der Bucht zu schwimmen. Als die SY Beatriz in der Bucht einläuft eilen wir zum Stavros Pontoon zurück. Kurze darauf begiessen wir unser Revenue. Erst gegen Abend, bei moderaten Temperaturen, dinieren wir wieder bei Stavros. Ein Spaziergang bis zum Liotrivi Café und der obligate Absacker fördert die Verdauung. Hier wird die Nachtruhe nur noch von der Barmusik unterbrochen. Es ist ein lauwarmer Abend der uns träumen lässt. Morgen soll‘s wieder nach Meganisi rüber gehen wo ich in der Spartochorio Bucht bei Babis einen Platz buchen konnte.

Dienstag 28. Juni 2022 Sivota – Spartochorio (Meganisi)
(4. Etappe 6,5nm)
Weil wir am Liegeplatz eingeschlossen sind, wird es 1100 Uhr bis wir nach Spartochorio übersetzten können. Dort werden wir von Babis in Porto Spilia eingewiesen. Wir können noch einen Ruhetag anhängen und so nehmen wir es gemütlich. Mit Baden und Lesen verbringen wir die Zeit bis zum frühen Abend. Wegen des kostenlosen Anlegeplatzes „müssen“ wir in der Hafentaverne speisen. Kein Nachtteil, es schmeckt vorzüglich und gespült wird reichlich mit gutem Landwein. Mit vollen Mägen wälzen wir uns in den Kojen bis das Sandmännchen endlich kommt.

Mittwoch 29. Juni 2022 Spartochori (Ruhetag)
An diesem Ruhetag nutzen wir noch den Morgen um den Berg mit Aussichtspunkt von Spartochorio zu erklimmen. Das Dorf ist nichts Besonderes aber die Aussicht ist fantastisch. Nach einem Frühschoppen geht’s wieder runter zur Bucht wo wir ausgiebig baden und relaxen. Das Dinner bestehend aus gut mundenden Vorspeisen welche den Tag harmonisch beenden. So könnte man es länger aushalten. AS gefällt diese Bucht fast besser wie die von Atherinos. Ich pflichte ihm bei und werde die Bucht bestimmt wieder besuchen.

Donnerstag 30. Juni 2022 Spartochori – Vathy (Meganisi)
(5. Etappe 2,0nm)
Wegen des sehr beliebten öffentlichen Stadt Piers in Vathy legen wir schon recht früh ab. Wir wollen zeitig dort ankommen um einen Anlegeplatz zu ergattern. Es klappt gut und erst jetzt genehmigen wir uns das Frühstück. Ärgerlich, dass BW mehrmals von unfähigen Skippern attackiert wird, die versuchen seitlich von uns anzulegen. Dabei versenken Sie uns fast. Den Schreck müssen wir mit einem guten kühlen Bier wegspülen. Der Rest des Tages verläuft ereignislos bis auf das Geschrei vom nahen Kinder Spielplatz und der zunehmenden Hitze. Wir erleiden Höllen Qualen welche erst in den Morgenstunden nachlassen.

Freitag 01. Juli 2022 Vathy (Ruhetag)
Ein wunderschöner Tag erwartet uns. Wir entschliessen uns einen kleinen Ausflug in die nahe Karnagio Bucht zu unternehmen.
Die Bucht wird von einer Taverne und einer kleinen privaten Marina für Charter umsäumt. Nach dem Spaziergang erfrischt uns ein Bad am kleinen Strand, ein kühles Bier sorgt für gute Stimmung. Die Marina ist nur wochentags eine Alternative wegen des Charterbetriebs. Der Rest des Tages ist schnell erzählt: herumhängen, dinieren und sich dem Treiben auf dem Spielplatz und der Hitze ergeben. Vathy ist schön aber sehr anstrengend. In Atherinos haben wir gute Chancen auf einen freien Platz weil am Wochenende Crewwechsel in der Charterbasis angesagt ist.

Samstag 02. Juli 2022 Vathy – Atherinos (Meganisi)
(6. Etappe 3,0nm)
In der Bucht von Atherinos legen wir am öffentlichen Pier mit 60m Kette an. Nachdem alles befestigt ist geht’s zur Fanari Beach um uns abzukühlen.
Später am Nachmittag treffen wir FW von der SY Fago. Sie ankert im Buchtbecken in der Nähe wo es für Sie ruhiger ist wie am Pier. Nach einem Apero verabreden wir uns für später. Wir dinieren dieses Mal in der Taverne Kostas und beobachten wie sich die kühlende Brise ausbläst. Unsere Vorahnung, dass die Nacht zum Abwinken wird und Bäche von Schweiss fliessen werden, bewahrheitet sich leider. Das erwartet jeden in Griechenland im Sommer!

Sonntag 03. Juli 2022 Atherinos (Ruhetag 1)
Unser erster Ruhetag beginnt entspannt. Die Luft steht in der Bucht und wird von Minute zu Minute heisser. Gegen Mittag kommt eine kräftige Brise auf die mit bis zu 25kn an Blue Whale rüttelt. Die 60m Kette, gut eingegraben und straff, bewährt sich. Leider können wir die Crew der SY Fago nicht zum Abendessen treffen weil es für sie mit dem Dingi zu mühsam wäre an Land zu rudern. Notgedrungen dinieren wir bei Kostas und beobachten BW’s Bewegungen bei stürmischem Wind.

Montag 04. Juli 2022 Atherinos (Letzter Tag)
Die Fago verabschiedet sich und setzt über nach Nidry. Wir beschliessen die Ankunft in der CM um einen Tag vorzuverlegen um in Ruhe packen zu können. So bleibt uns noch dieser letzte Ruhetag den wir in der nahen Badebucht verbringen. Bis zum Dinner ist lesen und relaxen angesagt. Zum Abschied speisen wir nochmals bei Kostas. Die Winde haben sich im Laufe des Tages gelegt und die Kojen winken schon. AS schläft natürlich wie den ganzen Törn über an Deck und verscheucht den ungebetenen Katzenbesuch.

Schlussetappe und Rückreise in die CH
Dienstag 05. Juli 2022 Atherinos – Preveza (CM)
(Schluss-Etappe 20,0nm)
Schon sehr früh legen wir ab und Motoren in der Flaute nach Norden. Ca. 2 Std später erreichen wir die Brücke von Levkas und schlüpfen in die Bucht von Preveza. Dort angekommen Tanken wir erst in der Marina BW voll bevor wir an unserem Sommerplatz in der Cleopatra Marina (CM) anlegen. Nach einem Snack machen wir uns an die Arbeiten um Blue Whale herzurichten und zu packen. Bäche von Schweiss hemmen unseren Elan dermassen, dass wir am Nachmittag die Aktivitäten wegen Erschöpfung einstellen müssen. In der Heckkabine steht förmlich die schwüle Luft. Der Schiffsventilator soll Linderung bringen. Wir sind froh einen Tag früher angekommen zu sein, denn die „to do“-Liste ist recht umfangreich.

Mittwoch 06. Juli 2022 CM Preveza (Packtag)
Weil man nur die Morgenstunden zum Arbeiten nutzen kann beeilen wir uns zum Abschluss zu kommen. Nach Organisation mit der Hafen- & Werftverwaltung fahren wir an die Beach von Preveza rüber und erholen uns mit baden & chillen.
Nach der Rückkehr sichern wir noch letzte Ausrüstung die vergessen wurden. Schlechte Nachricht; die Abfahrtszeit der Fähre wurde zum zweiten Mal verschoben. Unseren Frust ertränken und ersticken wir in der Taverna „Food & More“ wo ein fulminantes Abendessen genossen wird. Morgen können wir es gemütlich nehmen weil die Fähre bis zu 6 Stunden Verspätung haben wird.

Donnerstag 07. Juli 2022 CM Preveza – Igoumenitsa
(1. Etappe Rückreise)
Der erste Reisetag gestaltet sich wie folgt: Letzte Arbeiten an BW beendet, Auto bepackt und mit schweren Herzens nach Igoumenitsa gefahren. Dort fängt das Drama „WARTEN“ an. Nachdem wir die Tickets um 1400 Uhr abgeholt haben verbringen wir die Zeit bis 0130 Uhr mit essen , lesen, warten, ärgern und nochmals ärgern. Die Abreise wurde 2x verschoben, das wussten wir, aber zum Schluss legt die Fähre mit weiteren 90 Minuten Verspätung an. Endlich um 0230 können wir unsere Kabine beziehen und fallen unmittelbar danach ins Koma. Ein Tag der viel Geduld und Sitzfleisch abverlangt hat.

Freitag 08. Juli 2022 Igoumenitsa GRE – Ancona ITA
(2. Etappe Rückreise)
Wer behauptet eine Seefahrt geniessen zu können hat nicht alle Tassen im Schrank. Übermüdet müssen wir unser Frühstück schon früh einnehmen. Wegen der vielen Touristen & Schulklassen ist an Bord Chaos und der Teufel los. In der Kabine nutzen wir die lange Fahrt um noch eine Kappe voll schlaf zu kriegen. Ein fürchterliches Schaukeln weckt uns. Nach Regen geraten wir nun in eine Bora-Lage welche das Vorankommen wegen Wind & Welle erschwert. So legen wir erst um 1800 Uhr in Ancona an und es dauert eine Ewigkeit bis wir mit dem PW dem Parkdeck der Fähre entfliehen können.

(3. Etappe Rückreise)
Mit ca. 150 Sachen poltern wir Richtung CH. Die tiefliegende Sonne macht mir zu schaffen. Um Zeit zu sparen halten wir nur für Toilette, einen starken Espresso zu trinken & zum tanken. Die Fahrt verläuft zum Glück ereignislos. Unsere Nerven werden in der Schweiz wieder Mal wegen der vielen Baustellen getestet. Endlich um 0200 ist AS in Kloten zuhause. Wie im Alptraum fahre ich nach Hause und falle nach kurzer Begrüssung in einen verdienten Schlaf.

Samstag 09. Juli 2022 Heimatort CH
NACHWORT
Das Ende des Sommertörns mit AS ist Tatsache. Rückblickend trauern wir der „ungünstigen“ Wind-Situation nach. Das Segeln ist wieder Mal zu kurz gekommen. Aber an erster Stelle war AS Erholung gesichert. Weil die Dichte der Highlights im Ionischen Meer gross ist haben wir mit wenig Seemeilen doch vieles gesehen und trotzdem eine Menge baden und relaxen können. AS hat die Vorzüge eines bootsfreundlichen Reviers schätzen gelernt und möchte am liebsten fürs nächste Jahr wieder anheuern. Wie dieses aussieht steht noch in den Sternen, aber die Planung ist in der Pipeline.

Die Bildergalerie kann über diesen Link unter Galerie geöffnet werden:
Bilder Sommertörn mit AS Juni & Juli

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Der Meltemi

(rev. 21.05.2020)

Der trockene Sommerwind der Ägäis

Es ist kein Märchen, aber es geschah vor langer Zeit und ist in meiner Erinnerung eingraviert. Die Irrfahrt von Mykonos nach Kea mit einer Charteryacht. Ein Höllenritt dem Meltemi gegenan! Bei tief blauem Himmel quälten uns zunehmende Windböen von bis zu 40 kn aus Nord und es baute sich ein gigantischer Wellengang auf. Die Jacht und wir wurden auf eine harte Bewäh-rungsprobe gestellt, denn es dauerte den ganzen Tag, bis die sichere Bucht von Kea, völlig erschöpft und durchnässt, erreicht hatten. Damals schwor ich mir, alles zu unternehmen, um nicht noch einmal in eine solche Situation zu geraten. Nun will ich das berüchtigte Hoheitsgebiet des Meltemi, die Kykladen, während der 3. Etappe meiner Segel-saison 2020 kreuzen. Aus allen möglichen Quellen bereite ich mich theoretisch auf eine sichere Fahrt vor. Dazu gehört zweifelsfrei eine „Meltemi-Lage“ rechtzeitig zu erkennen und die richtige Taktik anzuwenden. Die Infos und Daten, die für mich als „Eselsleiter“ oder Vorhersage-Checkliste dienen sollen, möchte ich auch mit anderen Seglern teilen. Eventuell hilft‘s beim nächsten Törn in der Ägäis, darum dieser Aufsatz.
Ich war recht erstaunt, aber einer der ersten Infos die mir über den Meltemi aufgefallen sind, war der Meltemi Ouzo <Infos über Link auf Flasche>. Unter Einfluss dieses Flaschengeistes wäre der beschrieben Törn womöglich in wesentlich entspannter Atmos-phäre verlaufen, oder auch nicht, wer weiß das schon!

schiffe-0106.gif von 123gif.de

<<  Meltemi ist kein Gewitter!
Für bessere Übersicht habe ich den Aufsatz in Themen unterteilt, die in den nachstehenden 5 Spoilern abgespeichert sind, mit Mausklick öffnet sich der gewünschte Inhalt.


1. Charakteristiken des Meltemi

Die wichtigsten Merkmale des Meltemi;

Wirkungsgebiet Frühling bis Herbst
Aktivität ganze Ägäis
Windgeschwindikeit 12-21 kn, in Böen bis zu 47 kn
Beaufort Skala 4- 5, in Böen bis zu  9 Bf
Dynamik tagsüber zunehmend, abends abflauend
Dauer 2– 4 Tage in Ausnahmefällen bis 12 Tage

Abb. 1 Darstellung einer stabilen Druckverteilung (Isobarenkarte) im Sommerhalbjahr Zur Erläuterung der H (Hoch)= Azorenhoch & T (Tief ) = Monsuntief
In den Sommermonaten wird meistens eine Druckverteilung wie oben abgebildet angetroffen, wodurch sich die vorherr-schende Windrichtung im ägäischen Seegebiet aus Nord bis Nord-West einpendelt. Dieser Wind, weht regelmäßig mit Windstärken von 2-4 Beaufort. Natürlich beflügelt er des Seglers Herz und sorgt für einen flotten Törn. Im Sommer-halbjahr wird er Meltemi genannt. Die Griechen nannten ihn Etesien (kommt von „etos“ = jährlich) oder im Türkischen bedeutet es „sanfter Wind“). Er pustet vorwiegend mit 4-7 Bf, kann aber innert Tagesfrist auch auf Sturmstärke zulegen.
Die meisten werden sich heute mittels Wetterkanal übers Handy oder einer Wind-APP informieren. Es gehört aber zur guten Seemanschaft, auch andere Quellen anzuzapfen. Es könnte ja sein, dass man, aus welchen Gründen auch immer, auf die Naturzeichen der Umgebung oder auf das Studium einer Wetterkarte mit Isobaren angewiesen sein sollte. In den nachstehenden Untertiteln werden diese Alternativen näher erörtert und sind mit viel nützlichem Wissen gespickt.


2. Kurzfristige Voraussagen 24 - 36 Stunden

Ein Wetter-Quiz an Bord ist nicht nur ein Zeitvertreib für län-gere Etmale sondern kann nebst Spaß auch viel Wissen bei-steuern. Sollte der Törn im Einflussgebiet des Meltemi statt-finden, lässt sich ein Quiz mit den aufgeführten Parametern durchführen. Durch regelmäßige Beobachtungen kann ein große Lerneffekt erreicht werden und zu einem sicheren Törn beitragen. Beherzigt das Sprichwort – „Übung macht den Meister“-, denn vermehrte optische Beobachtungen schärfen nicht nur die Sinne sondern ermöglichen als persönliches Rüstzeug kurzfristige lokale Vorhersagen. Als Belohnung für den Sieger eines Vorhersage-Wettbewerbs könnte ein Schluck aus der Ouzo-Meltemi Flasche winken. Nachstehend einige der wichtigsten Parameter;

Eigenschaften zunehmend trockener, kühler N–NW-Wind, ver-besserte Weitsicht, vorausgehende klare Nacht (viele Sterne) keine Taubildung an Deck
Barometer steigender Luftdruck, min. 3 bis 4 hPa in 12h
Optische Merkmale tagsüber Bildung von Cirrocumulus-Wolken, (Schäfchenwolken) aus SW bis W über das Firmament verstreut. Schon morgens über dem Festland Blumenkohlwolken und nachts zuvor kann man auch Wetter-Leuchten beobachten
Achtung Wenn der Luftdruck in der Region schnell und überdurchschnittlich Hoch ansteigt, muss mit einer längeren Starkwind Phase gerechnet werden!

Mit dem Meltemi und entsprechenden Windböen und Wellen-gang ist nicht zu spaßen


3. Übersicht berüchtigte Meltemi-Hotspots

Aus beiliegender Ägäis-Karte sind die Haupt-Windrichtung des Meltemi und seine Wirkungsweise optisch dargestellt.
Abb. 2, mit Mausklick öffnet sich die Karte
Markierte „Hotspots“ wie Düsenwirkung zwischen den Inseln und Fallwinde resp. Fallböen, je nach Topografie von Inseln und Buchten wie auch Kapwinde sind in der Meltemi-Hoch-saison mit größter Vorsicht zu begegnen.
Süd-Nord
öffnenden Buchten sollten grundsätzlich vermieden, spätestens bei aufkommen des Meltemi rechtzeitig verlassen, werden. Es droht Gefahr „eingeweht“ zu werden. Dies kann schwerwiegende Folgen haben wie Havarien oder sogar zum Schiffsverlust führen.

4. Verhaltensregeln bei Meltemi-Alarm

Sollte es der Terminplan erlauben, ist es das sicherste bei aufkommendem oder bereits aktivem Meltemi ein Auslaufen zu verschieben. Auch am Anleger oder in der Ankerbucht müssen Massnahmen zur Sicherheit getroffen werden. Nicht nur das Ankergeschirrs sollte überprüft sondern auch Belegeleinen verstärkt werden. Wo heftige Fallböen zu erwarten sind empfiehlt es sich, den Luftwiderstand des Schiffes (lose Segel, Bimini-Verdeck, Dingi etc.) zu ver-mindern. Lose Fallen sind festzuzurren oder zu spannen, denn diese sind nicht nur für die eigene Crew Nervtötend sondern auch für Nachbarschiffe ein graus!
Wenn ein Auslaufen nicht aufge-schoben werden kann, sollten nachstehende Verhaltensregeln beachtet werden;
1.) Im Aussenbereich alles fest-zurren und das laufende Gut kontrollieren.
2.) Im Innenbereich der Jacht alles Sturmfest verstauen und sichern.
3.) vorteilhaft Reff ins Segel einbinden (Hinweis unten).
4.) entsprechende Kleidung (Ölzeug) anziehen.
5.) Sicherheitsausrüstung (Weste & Lifeline) anziehen.
6.) Mahlzeit (Snacks) & warme Getränke vorbereiten.
7.) Reiseroute überprüfen & Plan B ausarbeiten.
8.) Wetterbericht nochmals prüfen!
Unterwegs ist immer mit unvorhersehbaren Ereignissen zu rechnen. Ein „Plan B“ sollte mit der Crew abgesprochen und ausgearbeitet werden. Daraus resultiert das abstecken von Nothäfen und sicheren Ankerbuchten. Bitte den Metemi-Ouzo erst nach anlegen im Zielhafen auspacken!
Hinweis zu Pos. 3: Ein zu viel eingebundenes Reff ist einfacher auszuschütten als eins einzubinden!
5. Meltemi und die Klimaerwärmung

Veränderungen durch die Klimaerwärmung sind allgegen-wärtig und können mannigfaltig beobachtet werden.

Wie lange noch?

Wie wird sich der Meltemi verhalten? Eine nicht leichte Antwort, den sie lässt sich vermutlich nur durch lang-fristige Beobachtungen und Analysen erfassen, die Klima-tologen arbeiten daran. Prog-nosen ohne Klimaerwärmung sind schon schwierig genug. Wenn die Zweifler und Igno-ranten nicht in so grosser Zahl wären, würde die Aus-wirkungen eher in den Griff zu bekommen sein. Nachstehende Punkte sind einer Überlegung wert und mahnen zur Vorsicht.

1.) Veränderungen durch Energiezufuhr
Energie durch Sonneneinstrahlung ist der Treibstoff der phy-sikalischen Abläufe in der Atmosphäre. Die Luftdrücke (H & T) sind eines der wichtigsten Merkmale in den Prozessen. Der Unterschied zwischen den Luftdrücken bewirkt Luftmassen-ströme vom Hoch zum Tief, welchen wir als Wind wahrneh-men. Die Atmosphäre ist bemüht einen Ausgleich zu schaffen. So bewirken höhere Druckdifferenzen heftigere Luftbewegun-gen welche durch die steigende Temperatur noch weiter verstärkt wird.
Ein Link öffnet die bildliche Darstellung der globalen Windsysteme, aus Klima der Erde.de

2.) Dynamische Atmosphäre
Durch die grössere Energiezufuhr werden in der Atmosphäre die Abläufe zusehends beschleunigt. Wetterfronten wechseln sich häufiger und intensiver ab. Dadurch werden Wettervor-hersagen problematischer. Das bemerkt man an den Wetter- und Wind-Apps. Die Fehlerquote steigt und die Unsicherheit der Nutzer nimmt zu. Zum dynamischen Wettermix kommt noch die Häufigkeit von außerordentlichen Ereignissen wie heftigen Stürmen, sintflutartigen Regenfälle und Hitzephasen hinzu. Durch die gestiegenen Wassertemperaturen treten immer häufiger Windhosen auf. Wann wird der erste Hurri-kane im Mittelmeer zu verbuchen sein? Die Aussichten sind getrübt und so müssen wir uns auch mit der optischen Wetterbeobachtung Vorort vermehrt auseinander setzten um besser gewappnet zu sein.

3.) Zukunft 2020
Im Jahr 2019 war das Wetter schon außergewöhnlich. Die Windvorhersagen spielten verrückt und Hitzephasen raubten die Lebenslust. Der Versuch, denn veränderten Rahmenbe-dingungen mit intensiverer Reisevorbereitung entgegen zu wirken ist gerechtfertigt. Dazu gehört auch das Studium resp. sammeln von Informationsmaterial über den Meltemi. Ich hoffe, im Sommer nicht allzu viele unvorbereitete Begegnun-gen mit ihm erleben zu müssen, wenn ja, dann nicht unvor-bereitet. Der nachstehende Aufsatz „Die Isobaren“ enthält alle wichtigen Informationen über die Möglichkeit anhand der Druckkurven die Windstärke zu berechnen. Erfahrungen mit dem Meltemi werden in den Törnberichten 2020 Einzug halten.

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